Am 22. Oktober 2024 fand auf dem biologisch-dynamisch bewirtschafteten Betrieb Bauckhof Stütensen im Landkreis Uelzen ein Feldtag statt.
Ist Humusaufbau in Sandböden möglich oder ist Humuserhalt bereits ein Erfolg? Welche Rolle spielt dabei die ökologische Bewirtschaftung? Diese Fragen wurden beim Feldtag zur Diskussion gestellt.
Nach der Begrüßung und der Vorstellung des HumusKlimaNetz hat der Gastgeber Jakob Schererz den Betrieb vorgestellt. Auf dem Demeter-Hof werden von insgesamt 120 Hektar Nutzflächen 85 Hektar Ackerfläche bewirtschaftet. Winterroggen und Kartoffeln gehören zu den Hauptkulturen. Dazu kommen Hafer, Gerste, Kleegras und Gründünger. Die Viehhaltung mit insgesamt ca. 0,5 Großvieheinheit pro Hektar ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Betriebes. Im Jahr 1969 wurde die Bauckhof Stütensen Sozialtherapeutische Gemeinschaft gegründet, wo die sozialtherapeutische Arbeit mit Menschen mit und ohne Hilfebedarf bis heute sehr erfolgreich mit der Landwirtschaft verbunden ist.
Der Betriebsvorstellung durch Gastgeber und Betriebsleiter Jakob Schererz folgte der Fachvortrag von Dr. Heinrich Höper vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Nach einer ausführlichen Erklärung der Durchführungsmethoden der Bodendauerbeobachtung in Niedersachsen stellte Dr. Höper die Ergebnisse des Programms der letzten 30 Jahren vor. Die Dauerbeobachtung, angefangen im Jahr 1996, findet auf 70 landwirtschaftlichen Flächen statt, davon 48 Ackerflächen, von denen 7 Flächen ökologisch bewirtschaftet werden.
Teilnehmende des Feldtages während eines Vortrages im Besprechungsraum des Bauckhof Stütensen
„Landwirtschaftlich genutzte Flächen verlieren jährlich im Mittel etwa 200 Kilogramm organischen Kohlenstoff pro Hektar aus der Ackerkrume. Besonders betroffen sind die (ehemals) hydromorphen Böden“, so Dr. Höper als Zwischenfazit in seinem Vortrag. Um diesem Trend entgegen zu wirken, können verschiedene humusmehrende Maßnahmen durchgeführt und eine gute Humuswirtschaft betrieben werden. Durch Maßnahmen wie organische Düngung, Zwischenfrüchte, aber auch Krumenvertiefung und Tiefpflügen kann die Humusmenge im Boden erhöht werden. Eine konservierende Bodenbearbeitung wirkt vor allem dem Bodenabtrag entgegen und fördert die Wasserinfiltration „Um den gespeicherten Kohlenstoff im Boden längerfristig zu sichern, ist die Langfristigkeit der Wirtschaftsweise eine Voraussetzung“, hob Dr. Höper in seiner Schlussfolgerung ebenfalls hervor.
Die Flächen des Bauckhof Stütensen sind Teil der 19 Flächen des Dauerbeobachtungsprogramms, die auf Sandböden liegen. Auf den Flächen dieses Betriebs werden einige der genannten Maßnahmen umgesetzt. Zwischenfruchtanbau und organische Düngung, hier vor allem mit betriebseigenem Mistkompost, sind die für den Betrieb typischen humusmehrenden Maßnahmen. Ob der Betrieb in den letzten 30 Jahren erfolgreich mit dem Humusaufbau auf den Sandböden war, erläuterte Dr. Höper. Anhand von Langzeituntersuchungen konnte er zeigen, dass die sehr positive Humusbilanz (Berechnung nach VDLUFA-Methode*) nicht unbedingt einen realen Humusaufbau im Boden bedeutet. Trotz der positiven rechnerischen Humusbilanz stagniert der tatsächliche Kohlenstoffgehalt auf der untersuchten Fläche des Bauckhofs Stütensen, immerhin auf einem Niveau, das etwas über den für solche leichten Standorte typischen Wertes liegt. Die positive Botschaft ist auch, dass es nicht zu einer Abnahme der Humusgehalte, wie bei anderen Sandböden, gekommen ist. Im Hinblick auf die Kohlenstoffspeicherung im Boden war die Schlussfolgerung des Berichts von Dr. Höper: „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“.
Der Feldtag ging am Nachmittag mit Dr. Andrea Beste vom Büro für Bodenschutz & Ökologische Agrarkultur weiter. Erst mit einem Vortrag, später auf dem Feld, präsentierte sie den Teilnehmenden des Feldtags, welche Faktoren die Bodenfruchtbarkeit fördern und ob und wie dies anhand der von ihr entwickelten Gefügebonitur mit der Spatenprobe optisch erkennbar ist.
Dr. Andrea Beste mit Spatenprobe
Ein Beispiel von einem porösen Boden mit rauer Oberfläche
In ihrem Vortrag legte Dr. Beste einen Fokus auf die biologische Aktivität und die Mikroorganismen im Boden. „In biologisch aktiven Böden werden mit Hilfe von Bodentieren, Pilzen und Wurzeln poröse und gleichzeitig stabile Aggregate gebildet. Organische Dünger und Pflanzenwurzeln sorgen für biologische Aktivität in Böden und diese bedingt den Strukturaufbau“, so Dr. Beste. Sie wies die Teilnehmenden allerdings ausdrücklich darauf hin, nur organischen Dünger auszubringen, deren Herkunft und die Qualität bekannt und unumstritten sind. Frau Beste legte ausführlich dar, anhand welcher Parameter durch eine Spatenprobe die Qualität von Ackerböden beurteilt werden kann, um daraus konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten. Das Bodengefüge zeigt je nach Management unterschiedliche Ausprägungen, die mit der Gefügebonitur schnell bewertet und eingeordnet werden können.
Die gezogenen Spatenanalysen auf einer Fläche vom Bauckhof Stütensen aus der Mitte der Fläche und vom Vorgewende zeigten unterschiedliche Ausprägungen des Bodenaufbaus. Aufgrund einer vor kurzem erfolgten Bodenbearbeitung, ließ sich der Einfluss des Bodenmanagements leider nur ansatzweise erkennen. Spatendiagnosen sollten daher in einem mehrwöchigen Abstand zur letzten Bodenbearbeitung vorgenommen werden.
Vorbereitung der Spatenprobe mit Flachspaten
Spatenproben: rechts aus der Mitte der Fläche, links aus dem Vorgewände
Nach der Kaffeepause stellte Jakob Schererz zum Abschluss des Feldtages den Teilnehmenden während einer Hofführung vor, wie das Leben und Arbeiten in einer sozialtherapeutischen Gemeinschaft stattfindet. Die Obstverarbeitung, die Töpferei, die Gewächshäuser, die Tiere und einiges mehr benötigen viel händische Arbeit. Schererz erwähnte, dass auf die Mechanisierung einiger der notwendigen Arbeiten absichtlich verzichtet wird. Es wird großen Wert auf die Handarbeit der Menschen mit und ohne Assistenzbedarf gelegt. Die Arbeit wird auf dem Betrieb ebenfalls als Sozialtherapie betrachtet.
Jakob Schererz vor einem Gewächshaus des Bauckhof Stütensen
Jakob Schererz zeigt den Teilnehmenden des Feldtages den betriebseigenen Mistkompost
* Die VDLUFA-Methode ist eine Sammlung standardisierter Analysemethoden des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten. Sie gewährleistet präzise und vergleichbare Ergebnisse bei der Analyse von Böden, Pflanzen, Futtermitteln und Düngemitteln nach wissenschaftlichen Standards.