Feldtag auf dem Fischerhof am 7.9.24 (Bayern)
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Veröffentlicht am
18. September 2024

Am Samstag, den 7. September 2024 hat auch die Feldtagsserie in der Betriebsgruppe Süd-Ost ihren Auftakt gefeiert. Etwa 25 Interessierte aus Landwirtschaft, Beratung und Verwaltung kamen auf dem Fischerhof in Hohenfurch (Landkreis Weilheim-Schongau) zusammen, um sich über innovative Zwischenfrüchte, Pflanzenkohle und die Verwertung von Kurzumtriebsplantagen zu informieren und auszutauschen.

Zu Beginn stellten Lena Käsbauer, Betriebsbegleiterin HumusKlimaNetz, Farmtastic Consulting, und Aurelia Moniak, HumusKlimaNetz, DBV, das HumusKlimaNetz vor.

Anschließend präsentierte Landwirt Jürgen Fischer die Standbeine und Besonderheiten seines Betriebs. Dabei erfuhren die Besucher:innen manches Detail über den vielfältigen Gemischtbetrieb mit Milchvieh, Legehennen und Mastgeflügel, der durch seine Direktvermarktung in der Region gut bekannt ist. Auch seine Motivation, sich im HumusKlimaNetz zu engagieren, legte Fischer dar: „Humus ist für uns ein zentraler Baustein, sowohl für die Bodenfruchtbarkeit, als auch zur CO2-Speicherung. Durch die Erkenntnisse aus dem Projekt erhoffe ich mir, in diesen Bereichen zukünftig noch besser zu werden.“ In diesem Sinne versucht sich der Landwirt, neben dem Anbau verschiedener Zwischenfrucht- und Untersaatmischungen, auch an der Ausbringung von Pflanzenkohle auf dem Acker. Hierfür hat er über das HumusKlimaNetz eine Demofläche angelegt, in der die Wirkung der Pflanzenkohle auf Boden und Humusdynamik veranschaulicht wird.

Den theoretischen Hintergrund zum Thema Pflanzenkohle und Pyrolyse lieferte Matthias Wanderwitz, Referent für Pflanzenkohle beim C.A.R.M.E.N. e.V. Das Publikum erhielt eine fundierte Übersicht über Herstellungsverfahren, Qualitätskriterien und Wirkungsweisen des viel besprochenen Bodenergänzers: „Pflanzenkohle ist eine ideale Verwertung biogener Reststoffe. Der Kohlenstoff wird so langfristig gebunden und der Atmosphäre entzogen. Das ist aktiver Klimaschutz. Hinsichtlich Anwendungsempfehlungen für die hiesige Landwirtschaft gilt es jedoch, noch weitere Erfahrungen zu machen“, so Wanderwitz. Die Demofläche auf dem Fischerhof könne neben Forschungsprojekten wie TerraBayt, bei dem der C.A.R.M.E.N. e.V. unter anderem mit der TU München kooperiert, hierzu einen Beitrag leisten.

Matthias Wanderwitz, C.A.R.M.E.N. e.V., präsentiert Pflanzenkohle, auch zum Anfassen.

Matthias Wanderwitz, C.A.R.M.E.N. e.V., präsentiert Pflanzenkohle, auch zum Anfassen.

Inwieweit sich der Aufwuchs von Kurzumtriebsplantagen als Substrat für Pyrolyse eignet, erläuterte Ludwig Hagelstein, Energiewende Oberland.

Inwieweit sich der Aufwuchs von Kurzumtriebsplantagen als Substrat für Pyrolyse eignet, erläuterte Ludwig Hagelstein, Energiewende Oberland.

Doch nicht nur in Sachen Pflanzenkohle zählt der Fischerhof zu den Pionieren. Bereits 2016 hat Jürgen Fischer im Auslauf seiner Legehennen eine Kurzumtriebsplantage mit Pappeln gepflanzt. Über das HumusKlimaNetz hat er nun eine weitere Plantage angelegt. Die schnellwachsenden Gehölze speichern in kurzer Zeit große Mengen Kohlenstoff in ihrer ober- und unterirdischen Biomasse und schützen den Boden zusätzlich vor Erosion. Ihr Aufwuchs wird klassischerweise in Form von Hackschnitzeln thermisch genutzt, ließe sich aber auch in Pyrolyseanlagen zu Pflanzenkohle verarbeiten. Einen Systemvergleich präsentierte Ludwig Hagelstein vom Verein Energiewende Oberland, der sich derzeit auch mit einem Energienutzungsplan für die Gemeinde Hohenfurch befasst. „Die Investitionskosten einer Pyrolyseanlage sind deutlich höher als bei einem Holzhackschnitzel-Heizkessel, werden aber derzeit auch umfangreich bezuschusst. Für einen energieeffizienten Betrieb der Pyrolyse bedarf es außerdem ganzjährig große Wärmeabnehmer. Sofern durch geringe Inputkosten, einen hohen Pflanzenkohleerlös und die geeignete Wärmeabnehmerstruktur die Wirtschaftlichkeit gewährleistet ist, könnten diese Anlage zukünftig ein wichtiger Baustein nachhaltiger Energie- und Landwirtschaftskonzepte sein“, erläuterte Hagelstein.

Mit dem nötigen Wissen ausgestattet und gestärkt durch die Grillspezialitäten des Gastgebers, lernten die Teilnehmer:innen zunächst die im Streifen gepflanzte Kurzumtriebsplantage kennen, die in diesem Jahr zum ersten Mal beerntet wurde. Sie wurde nahe des Legehennenstalls angelegt und strukturiert somit auch den Auslauf der Tiere.

Gastgeber Jürgen Fischer (rechts) präsentiert die Kurzumtriebsplantage im Auslauf seiner Legehennen.

Gastgeber Jürgen Fischer (rechts) präsentiert die Kurzumtriebsplantage im Auslauf seiner Legehennen.

Feldrandschilder wie dieses informieren über die Maßnahmen des HumusKlimaNetz.

Feldrandschilder wie dieses informieren über die Maßnahmen des HumusKlimaNetz.

Anschließend ging es für die Teilnehmer:innen raus auf die Felder, die an Sonnentagen wie diesem mit prächtigem Alpenpanorama aufwarten. Doch richtete sich der Blick eher auf den Boden, den Matthias Schranner und Lena Käsbauer, Farmtastic Consulting, analysierten und mit dem Publikum diskutierten. Dabei bewerteten sie das Wachstum der Zwischenfrüchte und ihrer Wurzeln, die Regenwurmabundanz und die Wirkung verschiedener Saatverfahren. Auch Jürgen Fischer war begeistert von den Erkenntnissen: „An blanken Stellen ohne Bewuchs hatte der Boden an der Oberfläche über 40 Grad – das übersteht kein Bodenlebewesen. Wo sich aber ein guter Zwischenfruchtbestand gebildet hat, lag die Temperatur unter 23 Grad. Das bestärkt mich darin, auch zwischen Winterungen Zwischenfrüchte anzubauen, so wie ich es im Rahmen des Projekts erstmalig ausprobiert habe. Jetzt bin ich gespannt, wie sich meine Pflanzenkohle-Demofläche bis 2027 entwickelt.“

Matthias Schranner, Farmtastic Consulting GmbH, analysiert den Boden unter einer Zwischenfrucht.

Matthias Schranner, Farmtastic Consulting GmbH, analysiert den Boden unter einer Zwischenfrucht.

Bei der Bewertung von Zwischenfrüchten lohnt sich auch ein Blick auf die Wurzeln, die einen weit größeren Beitrag zur Humusbildung leisten als die oberirdische Biomasse.

Bei der Bewertung von Zwischenfrüchten lohnt sich auch ein Blick auf die Wurzeln, die einen weit größeren Beitrag zur Humusbildung leisten als die oberirdische Biomasse.