Feldtag bei Gut&Bösel (Biobetrieb) am 2.9.24 (Brandenburg)
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Veröffentlicht am
5. September 2024

Am 2.9.2024 kamen zu dem Thema „Agroforst, Humusaufbau und biologische Vielfalt im Ackerbau fördern“ auf dem Biobetrieb Gut&Bösel rund 80 Interessierte aus Praxis, Forschung, Verwaltung und interessierter Öffentlichkeit zusammen. Der gemeinsame Feldtag von Gut&Bösel, Finck Stiftung, HumusKlimaNetz und dem SEBAS-Projekt lockte auch einige weit gereiste Besucher:innen aus verschiedenen Teilen Deutschlands auf den brandenburgischen Betrieb.

Nach einer Begrüßung durch Geschäftsführer Benedikt Bösel und Einstieg zu den Eckdaten der ökologischen regenerativen Landwirtschaft von Gut&Bösel, hob Joke Czapla, Finck Stiftung, die Relevanz der wissenschaftlichen Begleitung des Betriebes durch die Finck Stiftung und ihre Kooperationspartner hervor. Es folgte eine Vorstellung des HumusKlimaNetz durch Lena Guhrke, Regionalkoordinatorin Ost, DBV: „Die Agroforstmaßnahme von Gut&Bösel wird im Rahmen des HumusKlimaNetz gefördert und begleitet. Wir sind gespannt, welches Humusaufbaupotential die divers gepflanzten Baum- und Strauchreihen nach dem syntropischen Ansatz mit sich bringen. Abhängig vom System, der Standzeit und den Standortfaktoren kann dies sehr variabel sein. In Wertholzsystemen ist eine Zunahme der Kohlenstoffsequestrierung bis zu 100 Jahre möglich“. Anschließend stellte Christian Böhm, BTU Cottbus, das BMUV geförderte Projekt SEBAS vor, in dem die Effekte von Agroforst auf die Biodiversität und das Vorkommen verschiedener Artengruppen der Insekten, aber auch von Spinnen und Regenwürmern untersucht werden.

Feldtag auf dem Betrieb Gut&Bösel, 2.9.24

Der Feldtag startete mit Vorstellungen des Betriebes und der Projekte HumusKlimaNetz und SEBAS.

Feldtag auf dem Betrieb Gut&Bösel, 2.9.24

Joke Czapla, Finck Stiftung, stellt die Aktivitäten der Finck Stiftung vor, welche die regenerativen Praktiken von Gut&Bösel als Stiftung und Forschungsinstitut wissenschaftlich begleitet.

Auf der Hoftour „Humusaufbau im Fokus“ ging es mit dem Kremser zunächst zum neu angelegten Agroforstsystem, welches vom HumusKlimaNetz begleitet und gefördert wird. Auf der Fläche erläuterte Philipp Hansen, Finck Stiftung, die divers gepflanzten Baum- und Strauchreihen mit den Fokuskulturen Apfel, Birne, Pflaume und Haselnuss, die von einer Kraut- und Mulchschicht eingefasst sind, um Bodenaufbau und den Wasserhaushalt des jungen Systems zu begünstigen. Zum einen sei man von dem diversen Ansatz der syntropischen Agroforstwirtschaft überzeugt, zum anderen versuche der Betrieb aus Praktikabilitätsgründen die Komplexität der Systeme zu verringern. Die Idee der syntropischen Landwirtschaft ist, dass mit der natürlichen Sukzession gearbeitet wird und Lücken optimal besetzt werden, d.h. dass Beeren, Kräuter und Bäume gepflanzt und auch wieder herausgenommen werden, damit andere Kulturen wieder Platz haben. Lukas Schütz, HumusKlimaNetz, DBV, gab weitere Informationen zu den C-Sequestrierungs­potenzialen von Agroforst und erläuterte aus Projektsicht die Datenerfassung und Bodenbeprobung in den Gehölz- und Ackerstreifen. Anschließend besuchte die Gruppe ein bereits vor einigen Jahren etabliertes Agroforstsystem, kombiniert mit einem Keyline-Design sowie die betriebseigene Mutterkuhherde mit 250 Rindern, welche im Rahmen des holistischen Weidemanagements ganzjährig rotierend auf der Weide gehalten wird.

Feldtag auf dem Betrieb Gut&Bösel, 2.9.24

Vorstellung des neu gepflanzten Agroforstsystems, das vom HumusKlimaNetz begleitet wird.

Feldtag auf dem Betrieb Gut&Bösel, 2.9.24

Mit der Ernst-Götsch-Fräse, benannt nach dem Begründer der syntropischen Landwirtschaft, werden die Pflanzstreifen angelegt.

Auch auf der Hoftour „Biologische Vielfalt und Bodenleben“ kamen Inputs rund um das Thema Bodenfruchtbarkeit und -leben nicht zu kurz. Die Teilnehmenden besuchten die hofeigene Kompost-Werkstatt, an der Nährstoff- und Kreislaufmanager Laurenz von Glahn, Gut&Bösel, die Herstellung und Verwendung von reifem Kompost und Kompostextrakten erläuterte sowie die Themen Bodenleben unter dem Mikroskop, und Aggregatsstabilität mit dem „Slake Test“, sichtbar machte. Weitere Stationen der Tour waren die betriebseigene Baumschule, welche variantenreiche Sorten und eine standortangepasste Resilienz der Gehölze fokussiert, sowie ein fünfjähriges Agroforstsystem, das im Kurzumtrieb bewirtschaftet wird. An dieser letzten Station zeigte Christian Böhm erste Ergebnisse des SEBAS-Projektes auf: „Die Auswertung erster Erhebungen in diesem 30 Hektar großen Agroforstsystem mit Pappeln deuten darauf hin, dass durch die Integration von Gehölzstreifen sehr extensiv bewirtschaftete Rückzugs- und Entwicklungsräume entstehen, von denen viele Insektenarten, aber z.B. auch Regenwürmer profitieren. Auch die Etablierung von Gehölz begleitenden Blühstreifen scheint sich positiv auf die Biodiversität auszuwirken.“. Praktische Erläuterungen zur Methodik der Insektenerhebungen sowie eine DIY-Regenwurmerhebung rundeten den Beitrag ab.

Nach leckerer Verköstigung in der Mittagspause und einem zweiten Durchlauf der Hoftouren, hatten die Teilnehmenden Gelegenheit den Feldtag bei Kaffee und Keksen ausklingen zu lassen, sich über das Gesehene auszutauschen und zu vernetzen.

Feldtag auf dem Betrieb Gut&Bösel, 2.9.24

Im Rahmen des holistischen Weidemanagement werden auch Untersaaten beweidet und die Mutterkuhhaltung in die Fruchtfolge des Ackerbaus integriert.

Feldtag auf dem Betrieb Gut&Bösel, 2.9.24, Laurenz von der Glahn

Auf der Walking-Tour stellt Laurenz von der Glahn, Finck Stiftung, die Kompost-Werkstatt vor.

Feldtag auf dem Betrieb Gut&Bösel, 2.9.24

Auch das SEBAS-Projekt beschäftigt sich mit der Maßnahme Agroforst, allerdings unter dem Aspekt der Biodiversitätsförderung.

Betriebsleiter Benedikt Bösel auf dem Feldtag bei Gut&Bösel

Verabschiedung durch Benedikt Bösel und Ausklang.