Am 16. November 2024 fand auf dem Hof Tolle in Nordhessen ein HumusKlimaNetz-Feldtag mit dem Thema „Bäume selbst pflanzen – Agroforst kennenlernen“ statt.
Auf dem Hof werden insgesamt 60 Hektar Nutzfläche bewirtschaftet, davon entfallen 45 Hektar auf Ackerflächen. Die Vielseitigkeit in der Fruchtfolge – darunter Dinkel, Gerste, Hafer, Ackerbohnen, Soja und Kichererbsen – ist ein zentrales Element der Ackerbaustrategie. Zudem wird großer Wert auf eine schonende Bodenbearbeitung und den Anbau von Zwischenfrüchten gelegt, um die Bodenqualität zu erhalten und den Humusaufbau zu fördern.

Betriebsleiter Nils Tolle stellt seinen Betrieb vor
Im Rahmen des HumusKlimaNetz wird auf dem Betrieb ein neues Agroforstsystem angelegt. Für Tolle gehört dieses System zur Nachhaltigkeitsstrategie und zur Klimaanpassung des Betriebs. Ziel des Feldtags war es, den Teilnehmenden neben theoretischem Wissen über die Agroforstwirtschaft und deren positiven Einfluss auf den Humusaufbau, auch zu zeigen, wie das Agroforstsystem praktisch umgesetzt wird.
Im Sommer wurde auf einer Fläche auf dem Hof Tolle von insgesamt 0,76 Hektar mit der Neuanlage des Agroforstsystems begonnen. In der ersten Phase wurden 70 Bäume gepflanzt, die überwiegend gut gewachsen sind. Allerdings gab es auch einige Lücken durch nicht angewachsene Setzlinge. Im Rahmen des Feldtags hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, an diesen Stellen sowie auf der weiter geplanten Fläche neue Bäume zu pflanzen.
Der Vortrag von Janos Wack, Co-Gründer und Geschäftsführer von Triebwerk, ging über die Vorteile der Agroforstwirtschaft für den Boden, insbesondere als Wind- und Wassererosionsschutz sowie zur Förderung des Humusaufbaus, hinaus. Er sprach über die Nutzung des Laubs der Bäume im Agroforstsystem als Futtermittel. Dafür stellte er das von der BLE geförderte Agroforst-Demonstrationsvorhaben „FuLaWi“ vor, das auf die Verbesserung der Nährstoffversorgung und die Reduktion von Methanemissionen bei kleinen Wiederkäuern abzielt. In diesem Zusammenhang wurde die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit Hof Tolle erörtert. Das Agroforstsystem auf der Weide und der Ackerfläche kann einen wichtigen Beitrag zur Futterproduktion aus Laub leisten und somit die Ziele des Projekts unterstützen. Die Zusammenarbeit mit Hof Tolle befindet sich derzeit noch in der Anfangsphase, da das Agroforstsystem auf dem Betrieb erst neu angelegt wird.
Der praktische Teil der Veranstaltung begann mit einer umfassenden Anleitung. Nachdem Nils Tolle die Ziele des Agroforstsystems für seinen Betrieb vorgestellt hatte, übernahm der zweite Referent des Feldtags, Tristan Mitzel von Triebwerk das Wort. Für Nils Tolle ist das Agroforstsystem nicht nur eine Maßnahme zum Humusaufbau, sondern auch ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Wasserinfiltration und des Wasserrückhalts der Fläche, da in der Region die Trockenheit zunehmend ein Problem für die landwirtschaftliche Produktion darstellt. Der Erosionsschutz, etwa bei Starkregen, ist ein weiteres Ziel für den Betriebsleiter, auf seinem Hof das Agroforstsystem anzulegen.
Das Agroforstsystem auf Hof Tolle umfasst verschiedene Baumsorten. Bei der Auswahl der Bäume wurde auch die Vermarktungsmöglichkeit berücksichtigt. Da auf dem Hof bereits erfolgreich Gemüse direkt vermarktet wird, bietet es sich an, das Sortiment der Gemüsekiste mit Obst und Nüssen aus dem eigenen Agroforstsystem zu ergänzen. Die Baumsorten, die auf dem Betrieb angebaut werden, umfassen Kornelkirsche, Hickory und Walnuss, deren Früchte ebenfalls vermarktet werden können.

Hickory
Tristan Mitzel zeigte den Teilnehmenden, wie der Boden und die Setzlinge für die Pflanzung vorbereitet werden. Ein wichtiger Punkt ist der Schutz der Wurzeln vor Wühlmäusen, weshalb fast alle Baumsorten in Wühlmauskörben gepflanzt wurden.

Vorbereitung des Wühlmauskorbes

Setzling in Wühlmauskorb
Nach der Anleitung bildeten die Teilnehmenden kleine Gruppen, um selbst Bäume zu pflanzen. Das Ausgraben des schweren Lehmbodens mit Schaufeln erforderte viel Kraft. Trotz des Regens und der hohen Feuchtigkeit des Bodens war es notwendig, die Setzlinge nach der Pflanzung zu gießen.

Vorbereitung für die Pflanzung

Pflanzung in Kleingruppen

Erfolgreiche Pflanzung
Teil des Feldtages war auch eine Betriebsbesichtigung, geleitet durch Betriebsleiter Nils Tolle, die u.a. zu den Rindern des nach Gäa-Richtlinien bewirtschafteten Betriebes führte.
Die extensive Tierhaltung gehört zu den zentralen Betriebszweigen des Hofs Tolle. „Dabei wird besonderer Wert auf naturnahe, tiergerechte Haltung gelegt, mit dem Verzicht auf Kraftfutter und zusätzliche Medikamente sowie der muttergebundenen Aufzucht der Kälber“, so Tolle. Die Rinder waren bereits aus der Ferne zu hören. Einen Tag vor dem Feldtag wurden sie von der Weide in den Stall gebracht, was für die Tiere offensichtlich ungewöhnlich war und sie sich hörbar bemerkbar machten. Zwischen November und April bleiben sie im Stall, ab April kehren sie wieder auf die Weide zurück. Das Bio-Rindfleisch wird regional vermarktet und kann direkt beim Hof bestellt werden.

Weideflächen des Betriebs

Rinder des Bio-Betriebs Hof Tolle
Seit 25 Jahren gehört auch die Pferdehaltung zum Hof Tolle. Auch hier steht das Wohl der Tiere im Mittelpunkt.
Seit 2021 ist der Gemüseanbau ein weiterer wichtiger Betriebszweig. Das Gemüse wird auf einer kleinen Fläche mit viel Handarbeit angebaut, was auf den schweren Lehmböden eine besondere Herausforderung darstellt. Laut Tim Kramm, der die Gartenarbeit auf dem Hof leitet, werden im Jahr 2024 auf den 0,12 Hektar Fläche etwa 40 verschiedene Gemüsesorten angebaut. Das Gemüse wird im Abosystem als Gemüsekiste direkt vermarktet. Dabei wird nicht nur auf die Qualität der Produkte geachtet, sondern auch darauf, sowohl alte als auch neue regionale Gemüsesorten ins Sortiment aufzunehmen. Die Feldtag-Gäste konnten anhand von beschrifteten Schildern erfahren, welche Gemüsesorten saisonal auf dem Feld angebaut werden.
Zwischen Hofbesichtigung und Theorieteil sowie der Pflanzung des Agrofortssystems hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, eine Kichererbsensuppe zu probieren, die aus selbst angebauten Kichererbsen zubereitet wurde.
Am späten Nachmittag klang der Tag bei informellen Gesprächen und weiteren Diskussionen über die Vorteile des Agroforstsystems für Boden und Klima aus.

Teilnehmende des Feldtages in den Gewächshäusern des Betriebs

Schilder der Gemüsesorten zur Information