Am 30. Oktober 2024 besuchten mehr als 50 Teilnehmende den Feldtag auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Martin Ernst in Schellerten mit dem Thema „Zurück zu altem Wissen: Zwischenfruchtanbau neu gedacht“. Der HumusKlimaNetz-Landwirt Martin Ernst bewirtschaftet auf seinem Betrieb, im Landkreis Hildesheim, 145 Hektar Fläche mit Zuckerrüben, Weizen, Raps und Körnermais in der Fruchtfolge. Um organische Substanz im Boden aufzubauen und das Bodenleben zu fördern, steht bei ihm vor einer Sommerung immer eine Zwischenfrucht. Seit zwei Jahren legt der Landwirt seinen Fokus auf die artenreichen Zwischenfruchtmischungen und konnte dabei Erfolge in der Verbesserung der Qualität seiner Böden erzielen.
Zwischenfruchtanbau verbessert Humusaufbau und Bodengesundheit, indem er Nährstoffe bindet, speichert und die Bodenstruktur stärkt. Während früher Reinsaat vorrangig zum Schutz vor Erosion genutzt wurde, zeigt sich heute der Vorteil artenreicher Mischungen, die die positiven Eigenschaften verschiedener Pflanzen kombinieren. Die größte Herausforderung bleibt die Auswahl passender Mischungen.
Landwirt Ernst demonstrierte auf dem Feldtag, welche Zwischenfruchtmischungen Auswirkungen auf den Humusaufbau und damit auf die Gefügestruktur und Bodengesundheit haben. Um die Aussagekraft zu verstärken, hatte er acht unterschiedliche Zwischenfruchtmischungen in zwei verschiedenen Aussaatverfahren, als Direktsaat und klassisch nach der Scheibenegge und dem Grubber, angebaut.
Zwischenfruchtmischungen:
Name der Mischung: Myko Max, 17 Arten, 5 Familien, 17 % überwinternde
Pflanzenarten in der Mischung: Alexandriner Klee, Blaue Bitterlupine, Inkarnatklee, Linse, Öllein, Pannonische Wicke, Perserklee, Phacelia, Ramtillkraut, Rotklee, Saflor, Schwedenklee, Sommerwicke, Sonnenblume, Sparriger Klee, Sudangras, Weißklee
Name der Mischung: Herbst Max (7 Arten, 3 Familien, 100 % überwinternde)
Pflanzenarten in der Mischung: Grünschnittroggen, Inkarnatklee, Pannonische Wicke, Rübsen, Winterfuttererbse, Winterfutterraps, Zottelige Wicke
Name der Mischung: Sommer Max (14 Arten, 7 Familien)
Pflanzenarten in der Mischung: Grünschnittroggen, Inkarnatklee, Pannonische Wicke, Rübsen, Winterfuttererbse, Winterfutterraps, Zottelige Wicke
Name der Mischung: Sommer Max (14 Arten, 7 Familien)
Pflanzenarten in der Mischung: Alexandriner Klee, Äthiopischer Kohl, Gartenkresse, Leindotter, Melioration-/Tiefenrettich, Öllein, Ölrettich, Perserklee, Phacelia, Ramtillkraut, Saflor, Sonnenblume, Sparriger Klee, Sudangras
Name der Mischung: SGL Beta Moritz (10 Arten)
Pflanzenarten in der Mischung: Rauhafer, Alexandrinerklee, Sommerwicke, Serradella, Sommerfuttererbse, Süßlupine, Bitterlupine, Ramtillkraut, Öllein, Phacelia MS
Name der Mischung: Sgl Beta Moritz plus (10 Arten)
Pflanzenarten in der Mischung: Alexandrinerklee, Süßlupine, Bitterlupine, Sommerfuttererbse, Phacelia MS, Ramtillkraut, Rauhafer, Sommerwicke, Perserklee, Gelbsenf
Name der Mischung: Green Fix (6 Arten)
Pflanzenarten in der Mischung: Rauhafer, Sorghum, Phacelia, Ramtillkraut, Öllein, Sonnenblumen
Name der Mischung: Optima Phacelia plus Klee (3 Arten)
Pflanzenarten in der Mischung: Ramtillkraut, Phacelia, Michelsklee
Betriebsleiter Martin Ernst (dritter von links) gibt den Teilnehmenden einen Überblick über die angebauten Mischungen auf der Fläche.
Ein Beispiel von gutem Wurzelwachstum mit Alexandrinerklee
Ein anderer wichtiger Faktor, der für das Wachstum der Zwischenfrüchte entscheidend ist, ist der Aussaattermin. Die Aussage „Ein Tag im Juli ist eine Woche im August und ein Monat im September“ ist für Martin Ernst nicht nur eine Redensart. Für die Entscheidung über den Aussaattermin orientiert er sich an den Gegebenheiten des jeweiligen Jahres, den Niederschlägen und dem Erntetermin der Hauptkultur. Nach diesen Rahmenbedingungen bringt er die Zwischenfrüchte im Zeitraum Juli bis August aus.
Der Feldtag startete um 13.00 Uhr direkt auf dem Feld. Das Thema weckte großes Interesse insbesondere bei den Landwirt:innen in der Umgebung. Außerdem waren Berater:innen, Studierende und Vertreter:innen des Saatguthandels unter den Teilnehmenden.
Referent Dr. Koch weist auf die gut gewachsenen Wurzeln hin.
Diskussion der Teilnehmenden auf dem Feld.
Der Referent des Feldtages, Dr. Ulrich Koch, SGL GmbH, demonstrierte und analysierte die Wirkung der einzelnen Pflanzen sowie deren Zusammenspiel in den Mischungen auf den Boden. Koch bezeichnet eine Mischung erst ab dem Anteil von fünf verschiedenen Pflanzenarten als Zwischenfruchtmischung. Bei der Auswahl der Pflanzenarten solle man auf verschiedene Wurzelformen und -tiefen sowie die Dichte der Biomasse für den Bodenbedeckung achten. Anhand der Spatenproben ging Dr. Koch auf die Besonderheiten der Gefügestruktur und des Bestandswachstums der einzelnen Proben ein.
Die meisten Proben hatten auf lockere, poröse Bodenstruktur hingewiesen mit dichter, tief und breit gewachsener Wurzelmasse. Bei einigen Fällen wies Koch auf die Wurzeln hin, an denen keine Bodenreste hingen. Im besten Fall sollten alle Wurzeln mit Bodenresten bedeckt sein, erläuterte er. Der Geruch wurde als ein Parameter für Qualitätsmessung bei der Analyse ebenfalls erwähnt. Bis auf wenige Ausnahmen, roch der Boden angenehm und hatte keinen übel fauligen Geruch. Ein fauliger Geruch wäre ein Zeichen für schlechte Durchlüftung und Verdichtung des Bodens mit dem Anteil von verfaulter organischer Substanz.
„Grabt Löcher in die Fläche hinein und schaut, was mit Zwischenfrüchten erreicht werden kann“, appelierte der Gastgeber Martin Ernst zum Schluss der Feldbegehung an seine Berufskolleg:innen.
Zwischenfrüchte auf der Demonstrationsfläche
Um 14.30 Uhr startete der theoretische Teil des Feldtages, mit dem Vortrag von Dr. Koch „Landwirtschaft im System“. Der Zwischenfruchtanbau, mit den für die bestimmte Fläche eingesetzten Mischungen, spielt zwar eine wichtige Rolle für die Bodengesundheit, ist trotzdem nur einer mehrerer Faktoren, die für die Landwirtschaft als System entscheidend sind. Bodenbedeckung, mit beispielsweise Zwischenfrüchten oder auch Untersaaten, sollte in Kombination mit der entsprechenden Bodenbearbeitung und diverser Fruchtfolgegestaltung betrachtet werden. Das große Interesse der Teilnehmenden zu den im Vortrag präsentierten Inhalten war anhand der vielen Fragen zu beobachten. Die Diskussionsrunde ging im informellen Teil der Veranstaltung intensiv weiter.