Zum ersten HumusKlimaNetz-Feldtag in Bayern kamen am 26. August 2024 bei strahlendem Sonnenschein ca. 40 Besucher:innen zum Thema „Landwirtschaft in Trockenlagen – wie dem Klimawandel begegnen?“ auf dem Betrieb von Peter May in Sugenheim-Rüdern zusammen. Der Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim zählt zu den trockensten Gegenden Bayerns, was vor dem Hintergrund des Klimawandels zunehmend Probleme für den Ackerbau mit sich bringt.
Lorenz Bücheler, Regionalkoordinator Süd-Ost, DBV, eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Vorstellung des HumusKlimaNetz und leitete dann zum Thema des Feldtags über: „Während wir hier zusammensitzen, fahren hinter uns die Ladewagen den gehäckselten Mais in die Silos – Ende August. Man merkt sofort: selbst in einem eher nassen Jahr wie diesem sind wir hier an einem sehr trockenen Standort“.
Das konnte Gastgeber Peter May bei der anschließenden Vorstellung seines Betriebs nur bestätigen. Zum geringen Niederschlag kommen größtenteils schwere Tonböden hinzu, die den Wasserhaushalt zusätzlich erschweren. Der Ackerbau auf seinen 90 Hektar und die Futterproduktion für die Fresseraufzucht werden zunehmend zur Herausforderung. Doch an innovativen Ideen fehlt es dem 38-jährigen Landwirt nicht: Im Rahmen des HumusKlimaNetz hat er auf einer seiner Flächen ein großes Agroforstsystem mit 4.000 Pappeln angelegt. Zudem probiert er sich am Anbau von Körnerhirse als trockenheitstolerante Alternative zum Körnermais. Zu beiden Themen waren Referent:innen eingeladen, die in Impulsvorträgen Ihre Expertise teilten und sich den Fragen der anwesenden Landwirte stellten.
Janina Goldbach, LfL, erläutert die Vorteile der Körnerhirse für trockene Standorte.
Den Anfang machte Wolfram Kudlich, Geschäftsführer der WALD21 GmbH, einem Unternehmen für die Planung und Anlage von produktiven Agroforstsystemen für eine stoffliche wie energetische Nutzung, welches auch das System auf dem Betrieb May entwickelt hat. Kudlich warf einen breiten Blick auf verschiedene Anbaumuster, Investitionskosten, Förderungen und zu erwartende Erträge. Das Publikum ermunterte er, über das Pflanzen von Bäumen auf dem Acker nachzudenken: „Zum Jahr 2025 fällt ein Großteil der bürokratischen Anforderungen an Agroforstsysteme weg, insbesondere im Zusammenhang mit der bisher kaum beantragten Ökoregelung 3: dann lassen sich auch Gehölzstreifen direkt am Feldrand anlegen und in der Planung gibt es deutlich mehr Freiheiten. Die Ökoregelung 3 wird somit deutlich attraktiver“. Von Baumstreifen auf dem Acker lassen sich insbesondere Erosionsschutz, Beschattung und Kohlenstoffanreicherung durch intensive, tiefe Durchwurzelung erwarten.
Anschließend übernahm Janina Goldbach die Bühne. Sie forscht im nahen Schwarzach am Main an Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), welches unter anderem auf Ackerbau in Trockenlagen spezialisiert ist und befasst sich dort insbesondere mit der Körnerhirse (Sorghum bicolor). Diese hierzulande noch wenig verbreitete Kulturart erbringt als C4-Pflanze ähnlich wie Mais eine hohe Photosyntheseleistung. Dank einer schützenden Wachsschicht verlieren die Zellen weniger Wasser, ihr dichtes und weitläufiges Wurzelsystem ermöglichen Zugang auch zu tieferen Bodenschichten. „In feuchten, kühlen Jahren hat die Hirse durchaus Probleme. Doch wenn es, gerade wie in den vergangenen Jahren, trocken und heiß ist, kann sie ihre Vorteile voll ausspielen und den Mais in puncto Ertrag deutlich übertrumpfen. Ein hoher Ertrag geht auch mit viel Biomasse einher, sodass die auf dem Feld verbleibenden Erntereste und die Wurzelmasse dem Humusaufbau zur Verfügung stehen.“
Um die neu gewonnen Erkenntnisse direkt anschaulich zu diskutieren, ging es anschließend hinaus aufs Feld. Die Pappelstreifen standen dank der frühen Silomaisernte frei zugänglich im Acker und überragten bereits teilweise die Besucher:innen. Gleich gegenüber konnten sich diese einen Eindruck von der Körnerhirse mit voll ausgebildeten Rispen machen. Ein noch ungewöhnlicher Anblick auf bayerischen Äckern, doch mit einigem Potential, wenn es weiterhin heißer und trockener wird.
Wolfram Kudlich, WALD 21 GmbH (mit Mikrofon), erklärt die Herausforderungen bei der Etablierung eines Agroforstsystems mit Pappeln.
Auf der Demofläche konnten sich die Besucher:innen ein eigenes Bild von der Hirse machen.