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Feldtag auf dem Naturlandbetrieb Frey am 22.09.2025 (Bayern)
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Veröffentlicht am
8. Dezember 2025

Agroforstwirtschaft, Humusaufbau und klimaresiliente Bewirtschaftungsstrategien standen beim Feldtag des HumusKlimaNetz auf dem Naturlandbetrieb der Familie Frey in Unterfranken im Mittelpunkt. Rund 25 Teilnehmende trafen sich dazu am 22. September 2025 in Monbrunn Miltenberg.
Der vielseitige Betrieb bewirtschaftet rund 70 Hektar, davon 46 Hektar Ackerfläche mit Getreide, Mais, Feldfutter und Kartoffeln. Zum Hof gehören außerdem 4.000 Legehennen in drei Mobilställen, 17 Mutterkühe, Schweine sowie saisonale Masthähnchen.

Agroforst im Hühnerauslauf – acht Jahre Erfahrung
Bereits 2017 begann Junglandwirt Frey Bäume und Sträucher in den Legehennen Auslauf zu pflanzen. Obst-Halbstämme, Pappeln, Weiden und verschiedene Heckengehölze bieten seither nicht nur potenzielle Produkte, sondern vor allem Struktur und Schutz für die Hühner.
Bei einem ausführlichen Rundgang mit Bodenansprachen wurden die bisherigen Erfahrungen lebhaft diskutiert. Heute zeigen sich die Stärken und Schwächen der Baumarten deutlich: Pappeln, Weiden und Flatterulmen verzeichnen hohe Zuwächse; Edelkastanie und Ahorn wachsen auf dem Standort nur langsam.
Die Obstgehölze tragen mittlerweile, doch sei die Vermarktung im Betriebskontext aufwendig. Entscheidend für den erfolgreichen Anwuchs sei in allen Fällen eine konsequente Beikrautkontrolle in den ersten Jahren gewesen. Bei späteren Pflanzungen zeigte sich zudem, wie stark die Qualität des Pflanzmaterials und die Sortenwahl bei Pappeln die Leistungen beeinflussen – neuere Sorten wachsen deutlich schneller.

Achtjähriger Pappelstreifen im Hühnerauslauf (Foto: Tobias Hoppe, Bioland e.V.)

Agroforst auf dem Acker – Pappel und Robinie im fünften Jahr
Aus den positiven Erfahrungen im Hühnerauslauf wurde 2021 ein fünf Hektar großer Acker mit drei mehrreihigen Gehölzstreifen bepflanzt (zwei Streifen Pappel, ein Streifen Robinie). Die Streifen verlaufen hangparallel in Nord-Süd-Ausrichtung. Die Ackerstreifen zwischen den Baumreihen sind 48 Meter breit.
Die Gehölzstreifen haben mittlerweile Höhen von vier bis sechs Metern erreicht. Ziele des Systems sind mehr Klimaresilienz gegenüber Trockenheit, Starkregen und Winderosion sowie langfristige Wertschöpfung: Robinie soll künftig als Pfostenholz genutzt werden, die Pappel als Hackschnitzel.

Hinsichtlich ihrer Wuchsleistung sind die Pappeln den Robinien überlegen (etwa zwei Meter höher, dichteres Blattwerk, höhere Stammdurchmesser), während die Robinien bei Bestäuberinsekten beliebter sind. Es ist jedoch anzumerken, dass förderrechtlich Neupflanzungen von Agroforstsystemen mit Robinien nicht möglich sind. Um die Konkurrenz durch Einwachsen der Baumwurzeln im Acker zu reduzieren, wird jährlich entlang der Gehölzstreifen gepflügt. Diese Wurzelkappung fördert ein tieferes Wurzelwachstum der Bäume. Zudem werden die Bäume bewusst aufgeastet, um mehr Licht für die Kulturen nebenan bereitzustellen und einen schlanken, hohen Wuchs zu erreichen.
Nach fünf bzw. acht Jahren konnten erste Bereiche bereits von den Rindern beweidet werden. Die Auswirkungen auf die Erträge der Ackerkulturen werden aktuell im MODEMA-Projekt wissenschaftlich untersucht.

Betriebsleiter Sebastian Frey (zweiter von rechts) zeigt den fünf Jahre alten Pappelstreifen (Foto: Tobias Hoppe, Bioland e.V.)

Betriebsbegleiter Moritz Böhm, Bioland e.V. (mit Spaten), bespricht mit den Teilnehmenden die Ackerbewirtschaftung zwischen den Gehölzstreifen

Der fünfjährige Pappelstreifen wurde aufgeästet, um mehr Licht für die Ackerkulturen bereitzustellen und gleichzeitig einen schlanken, hohen Wuchs der Bäume zu fördern.

Betriebsleiter Sebastian Frey (gelbe Jacke) stellt den Teilnehmenden den fünfjährigen Robinienstreifen vor, Pappelstreifen im Hintergrund

5-jähriger Robinienstreifen, mit rechts im Hintergrund – mit 48 Meter Abstand – eine Pappelreihe

Am Gehölzstreifen wird zur Wurzelerziehung jährlich gepflügt

LWF-Versuchsfläche: Etablierungsstrategien für trockene Lagen
Als dritte Station wurde die Projektfläche der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) vorgestellt. Dort wurde 2023 ein Gehölzstreifen mit Wertholzbäumen auf rund 700 m Länge angelegt – eine langfristige Investition mit einem Erntehorizont von mindestens 50 Jahren.
Verglichen wurden insbesondere Vogelkirsche, Flatterulme, Feldahorn, Baumhasel und Edelkastanie, jeweils in Kombination mit unterschiedlichen Etablierungsmethoden (Wuchshüllen, biologisch abbaubare Mulchfolien, Untersaaten).
Erste Ergebnisse zeigen:
• Die regenreichen Jahre 2023 und 2024 führten bei allen Varianten zu sehr guten Anwuchsraten, ohne signifikante Unterschiede.
• Wuchshüllen und Mulchfolien ermöglichten tendenziell höhere Zuwächse.
• Flatterulme erreichte insgesamt die höchste Anwuchsrate sowie den höchsten Zuwachs.

LWF-Versuchsfläche: Baum-Hasel mit Wuchshüllen, drei Jahre nach der Pflanzung (Foto: Tobias Hoppe, Bioland e.V.)

Vorträge zu Humusaufbau, Agroforst, Biodiversität und Klimaanpassung
Im Vortragsteil stellten Moritz Böhm (Bioland) und Sander Hoogendam (HumusKlimaNetz/BÖLW) die Maßnahmen des HumusKlimaNetz vor – von humusmehrenden Bewirtschaftungsstrategien über Fruchtfolgediversifizierung bis hin zum Potenzial von Pflanzenkohle. HumusKlimaNetz-Betriebsbegleiter Böhm präsentierte zudem aktuelle Bodenprobenergebnisse der besichtigten Flächen.
Tobias Hoppe (Bioland, MODEMA-Modellregion Süd) zeigte die positiven Effekte von Agroforstsystemen auf den Pflanzenbau. Ein Beispiel verdeutlichte: Ackerkulturen erzielten in einem Agroforstsystem über vier Jahre hinweg stabile Mehrerträge von meist 5 bis 25 Prozent gegenüber einer Referenzfläche. Ursache ist vor allem das verbesserte Mikroklima – durch den Windschutz der Gehölzstreifen bleibt mehr Bodenfeuchtigkeit erhalten. In trockenen Jahren fallen die Mehrerträge besonders hoch aus.
Hoppe thematisierte außerdem neue Wertschöpfungspotenziale durch Agroforst, aber auch Herausforderungen wie hohe Vorleistungen, eine langwierige Amortisation und eine teils geringere Arbeitswirtschaftlichkeit – insbesondere bei komplexeren Gehölzpflegemaßnahmen.

Betriebsleiter Sebastian Frey stellt seinen Betrieb vor und erzählt was ihn dazu bewegt hat, Bäume auf dem Acker zu Pflanzen.

Laura Kawerau (agroforst-monitoring) stellte abschließend eine Bürgerwissenschaftsinitiative vor. Mit einer Forschungsbox können Interessierte selbstständig Biodiversitätsdaten auf Agroforstflächen erheben und so aktiv zum Monitoring beitragen.

Fazit
Der Feldtag zeigte eindrucksvoll, welches Potenzial Agroforstsysteme für Humusaufbau, Biodiversität, Klimaanpassung und landwirtschaftliche Wertschöpfung bieten – und welche Herausforderungen bei Etablierung, Pflege und Finanzierung bestehen.
Die vielfältigen Praxisbeispiele auf dem Bio-Betrieb Frey machten deutlich, wie individuell Agroforst gestaltet werden kann und wie wertvoll der Austausch zwischen Landwirtschaft, Beratung und Forschung ist.