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Feldtag bei der Papendorfer Agrargenossenschaft (MV) am 09.09.2025
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Veröffentlicht am
20. November 2025

Am 9. September 2025 nahmen rund 20 Interessierte aus der landwirtschaftlichen Praxis, der Beratung und der Forschung auf einer Fläche der Papendorfer Agrargenossenschaft e.G. am Feldtag zum Thema „Biodiverser Zwischenfruchtanbau – Stabiler Boden für ein starkes Anbausystem“ teil. Gastgeber Steven Hirschberg, Vorstandsvorsitzender der Papendorfer Agrargenossenschaft e.G., hatte zur Demonstration fünf verschiedene Zwischenfruchtmischungen ausgebracht:
– 70 Kilogramm TerraLife MaisPro TR 50 (Aussaatstärke: 35 kg/ha): Felderbse, Sorghum, Sommerwicke, Öllein, Sonnenblume, Ramtillkraut, Winterwicke, Alexandrinerklee, Abessinischer Kohl, Tiefenrettich, Serradella, Phacelia, Inkarnatklee, Perserklee, Schwedenklee, Rotklee, Weißklee
– 90 Kilogramm TerraLife N-Fixx (Aussaatstärke: 45 kg/ha): Felderbse, Sommerwicke, Alexandrinerklee, Öllein, Sparriger Klee, Ackerbohne, Sonnenblume, Ramtillkraut, Serradella, Sorghum, Phacelia
– 60 Kilogramm TerraLife AquaPro (Aussaatstärke: 30 kg/ha): Rauhafer, Sorghum, Ramtillkraut, Öllein, Phacelia, Sonnenblume
– 90 Kilogramm TerraLife BetaMaxx 30 (Aussaatstärke: 45 kg/ha): Blaue Lupine, Rauhafer, Ramtillkraut, Felderbse, Sommerwicke, Alexandrinerklee, Phacelia, Öllein, Serradella
– sowie die betriebsübliche Zwischenfruchtmischung bestehend aus Phacelia, Michelsklee, Ramtillkraut

Jan Hendrik Schulz von der Deutsche Saatveredelung AG (DSV) erläuterte die Vorteile von Zwischenfrüchten und stellte die Besonderheiten einiger Zwischenfruchtarten vor. Generell plädiert die DSV für eine vielfältige Zwischenfruchtmischung mit mehreren Mischungspartnern. Es gibt Zwischenfruchtmischungen mit 15 bis 20 Komponenten. Die Zwischenfruchtmischung ist an die Fruchtfolge und die standörtlichen Gegebenheiten anzupassen. Es gibt nicht die eine perfekte Zwischenfruchtmischung für alle Betriebe und Bodenarten.

Beurteilung verschiedener Zwischenfrucht-Komponenten mit dem Referenten Jan Hendrik Schulz, DSV

Die Fläche der Papendorfer Agrargenossenschaft, die die Besuchenden des Feldtages besichtigten, ist durch leichte Böden charakterisiert und weist höchstens 20 Bodenpunkte auf. Die auszubringenden Zwischenfruchtmischungen sollten für diese trockenen Standorte geeignet sein.
2025 baute Hirschberg auf der Fläche Gerste an, 2026 folgt Mais und 2027 Raps. Normalerweise sollten in einer Fruchtfolge mit Raps nach Möglichkeit keine Kruziferen in der Zwischenfruchtmischung vorhanden sein. Hirschberg hatte auf seiner Fläche in den Zwischenfruchtmischungen dennoch einen geringen Anteil an Kruziferen zugelassen. Darüber hinaus können Leguminosen, wie zum Beispiel Kleegras, in der Zwischenfruchtmischung in einer leguminosenbetonten Fruchtfolge zur Leguminosenmüdigkeit führen.

Laut Schulz wird die Diversität auch in Zwischenfruchtmischungen immer wichtiger, insbesondere mit Blick auf den Klimawandel und steigende Temperaturen. Unterschiedliche Pflanzenarten gewähren ein Auflaufen zumindest einiger Arten, falls es zu Trockenstress kommen sollte. Zwischenfrüchte sind eine der Nährstoffgrundlagen für das Bodenmikrobiom, was sich wiederum selbst vielfältig zusammensetzt und standortspezifisch ist. Daher benötigt das Bodenmikrobiom verschiedene Pflanzenarten, um die verschiedensten Nährstoffe zu erhalten. Zusätzlich liefern verschiedene Pflanzenarten ein diverses Phytohormonmuster, was besser für die Bodenporen ist.

Weiterhin wurzeln die jeweiligen Pflanzenarten unterschiedlich breit und tief und können so den Boden in verschiedenen Tiefen auflockern. Wenn der Boden verdichtet, kommt es zur Denitrifikation. Das Bodenmikrobiom verarbeitet Stickstoff, so dass dieser aus dem Boden gasförmig entweicht. Die Effekte einer Zwischenfruchtmischung auf die Bodenstruktur konnten die Teilnehmenden an einem Bodenprofil diskutieren. So konnten sie zunächst auf dem Schlag eine Störschicht, vermutlich eine Pflugsohle, in rund 30 Zentimetern Bodentiefe feststellen. Schulz erläuterte, dass Öllein eine sehr gute Komponente in der Zwischenfruchtmischung sei, um solche Störschichten aufzubrechen, da dieser sehr tief wurzelt. Davon können Raps und Mais als nachfolgende Hauptkulturen profitieren. Senf hingegen sollte laut Schulz nicht mehr als 15 Prozent in der Zwischenfruchtmischung ausmachen, da dieser keine großen Effekte im Boden liefere.

Unterschiedlich tief wurzelnde Arten einer Zwischenfrucht-Mischung

Die Vor- und Nachteile verschiedener Zwischenfruchtkomponenten diskutierten die Teilnehmenden angeregt mit Jan Hendrik Schulz und tauschten untereinander Anbautipps aus. Ein anwesender HumusKlimaNetz-Landwirt wollte wissen, ob sich ein Zwischenfrucht-Anbau vor einer Winterung lohne. Schulz erläuterte, dass alles, was unter acht Wochen Vegetationszeit liege, keinen Sinn für den Anbau von Zwischenfrüchten biete. Dafür sei der Aufwand zu hoch und auch das Saatgut zu teuer. Der Landwirt schilderte Probleme, die er beim Ausbringen von Zwischenfruchtmischungen hatte. So entmischt sich häufig das Zwischenfruchtsaatgut in der Drillmaschine, weswegen er weitestgehend Phacelia als Zwischenfrucht anbaue.

Schulz gab den Teilnehmenden den Tipp, die Knöllchen bei Leguminosen zu kontrollieren. Sollten sie nach ungefähr acht Wochen nach der Aussaat innen noch nicht rot sein, kann dies ein Anzeichen für Molybdän-Mangel sein. Er wies darauf hin, besonders auf die Nährstoffzusammenhänge und nicht nur auf eine ausreichende Stickstoffversorgung zu achten, sondern den Boden auch mit Mikronährstoffen zu versorgen. 

Darüber hinaus zeigte Schulz einige Methoden auf, die Landwirt:innen nutzen können, um eine erste Einschätzung der Bodenstruktur zu erhalten. Die Grundlage bildet die pH-Wert-Messung. Der pH-Wert sollte idealerweise in einer Spanne zwischen 5,8 und 6,9 liegen. Diese bietet beste Bedingungen für die Nährstoffverfügbarkeit und die Bodenfunktionen. Für die pH-Wert-Messung nutzte Schulz ein pH-Testkit, auf dem eine Bodenprobe mittels Indikatorlösung untersucht wurde. Auf einer Farbskala kann der pH-Wert abgeschätzt werden.

pH-Wert-Messung des Bodens

Mit einem Kohlenstoffdioxid-Messgerät untersuchte Schulz als nächstes den CO2-Austritt an der Bodenoberfläche aus dem Boden. Böden, die mit viel Organik belebt werden, atmen auch mehr. Schulz wies einmal mehr darauf hin, dass nicht die Quantität sondern die Qualität des Pflanzenmaterials entscheidend sei und Biodiversität auf dem Acker wichtig sei.

Um Carbonat-Verbindungen im Boden nachzuweisen, wie zum Beispiel Calciumcarbonat, wendete Schulz den Carbonat-Test an. Hierfür beträufelte Schulz eine Bodenprobe mit verdünnter Salzsäure. Fängt die Bodenprobe an zu blubbern, ist dies ein Zeichen, dass Kohlendioxid freigesetzt wird und Carbonat vorhanden ist. Sollte kein Blubbern auftreten, sollte der Boden gekalkt werden. Carbonate wirken im Boden als pH-Puffer: Sie neutralisieren überschüssige Säuren und schützen dadurch den Boden vor Versauerung.

Um Carbonat-Verbindungen im Boden nachzuweisen, wird ein Carbonat-Test angewendet

Mit einem „Kindermikroskop“, das mittels Bluetooth mit dem Smartphone verbunden wurde, zeigte Schulz Fotos aus dem Wurzelraum im Boden. Die Teilnehmenden konnten kleine Fäden an den Wurzeln erkennen – dies kann ein Hinweis für Bodenpilze sein. Bodenpilze wiederum sind ein wichtiger Bestandteil des Bodenmikrobioms.

Die Teilnehmenden diskutierten mit Schulz, für wie sinnvoll er ein Brixmeter halte, mit dem der Zuckergehalt in Pflanzen ermittelt werden kann. Seiner Meinung nach sind die Werte oftmals nicht aussagekräftig, da keine Messreihe vorhanden ist. Um zu aussagekräftigen Werten zu gelangen, müsste man regelmäßig messen, wobei sich die Frage stellt, was dabei der Nullwert sei. Dr. Silvia Bachmann-Pfabe, Professorin an der Hochschule Neubrandenburg für Pflanzenernährung und Bodenkunde, ergänzte, dass zu dieser Fragestellung zurzeit eine Masterarbeit bearbeitet werde.

Zum Abschluss gab Dr. Jana Peters von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA MV) wertvolle Anbauempfehlungen für Zwischenfrüchte und stellte verschiedene Zwischenfruchtmischungen sowohl für den konventionellen als auch den ökologischen Anbau vor.

Weitere Informationen über den Landwirtschaftsbetrieb finden Sie in unserem Betriebsporträt.