Bei heftigen Regenfällen schwemmt es im Kraichgau immer wieder fruchtbaren Boden weg. Um das in Zukunft effektiv zu verhindern, experimentiert Alexander Kern auf den Flächen seines Spitalhofes seit einigen Jahren mit Zwischenfrüchten und Untersaaten. Beim Feldtag am 16. September 2025 gab er seine Erfahrungen an die Teilnehmenden weiter.
Bodenverbesserung und Klimaresilienz
Alexander Kern bewirtschaftet im Kraichgau rund 150 Hektar Ackerland und 15 Hektar Grünland im konventionellen Anbau nach den Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft. Aus Arbeitswirtschaftlichkeit und wegen der großen Erosionsgefahr in der Region werden die Flächen seit über 40 Jahren pfluglos bearbeitet. Er versucht, den Boden stets grün zu halten und so zum Humusaufbau und Klimaschutz in seiner Region beizutragen. Insgesamt 5 Hektar Blühstreifen, die sich wie eine Biotopvernetzung quer durch die Gemarkung ziehen, werden ebenfalls bewirtschaftet. Zum Hof gehören eine Besenwirtschaft und eine familieneigene Metzgerei. Etwa 50 Mastrinder werden hierüber direkt an Endverbrauchende vermarktet.
Der Feldtag startete mit einer Betriebsvorstellung durch Alexander Kern, der seine Gründe für die Teilnahme am HumusKlimaNetz anschaulich darstellte. Er wolle seine Böden anpassungsfähiger an das Klima machen und noch sei der Anbau von Untersaaten und Zwischenfrüchten im konventionellen Betrieb kein Selbstläufer. Da ist noch viel „Versuch und Irrtum“, weshalb der Austausch und die wissenschaftliche Begleitung über das HumusKlimaNetz für ihn so wichtig seien.
Jutta Ortlepp, Regionalkoordinatorin im HumusKlimaNetz, BÖLW, stellte den Anwesenden daraufhin das Modell- und Demonstrationsvorhaben zum Humusaufbau- und Erhalt in Ackerböden vor.
Erfolgsfaktoren für die Etablierung von Untersaaten in konventionelle Anbausysteme
Betriebsbegleiter im HumusKlimaNetz und Biolandberater Christian Lutz ging zunächst auf die Herausforderungen ein, die eine Untersaat mit sich bringt. Letztlich sei eine funktionierende Untersaat immer abhängig von vier Kriterien: der Kulturauswahl, der Etablierung auf dem Acker, dem Herbizidmanagement und der Düngestrategie. Für konventionelle Betriebe ist vor allem die passende Herbizidstrategie entscheidend und wird oft noch nicht ausreichend beachtet. Christian Lutz hat beobachtet, „dass es viele konventionell arbeitende Betriebe doch einiges an mentaler Überwindung kostet, mehr als eine Pflanzenart auf der Fläche zuzulassen und ein angepasstes Herbizidmanagement durchzuführen.“ Die Teilnehmenden stimmten dem zu.
Wichtig war ihm zu betonen, in der Düngestrategie den Stickstoff ausreichend zu berücksichtigen. Leguminosen als Untersaaten können bei guter Entwicklung 60-100 Kilogramm N/ha ins System bringen. Grasuntersaaten hingegen können Stickstoff festlegen, beispielsweise nach Raps bis zu 70 Kilogramm N/ha im Herbst, und diesen vor Auswaschung bewahren. Diese Erfahrungen hat auch Alexander Kern gemacht. Durch die Etablierung einer Weißkleeuntersaat in Sommergerste benötigte er 60 Kilogramm N/ha weniger für seinen nachfolgenden Raps bei gleichbleibendem Ertrag.
Christian Lutz, Betriebsberater HumusKlimaNetz, bei seinem Vortrag zur Etablierung von Untersaaten in konventionellen Anbausystemen
Beurteilung der 2023 abgeschwemmten Flächen
„Im Frühjahr 2023 hatten wir hier gerade Rüben gesät, als ein Starkregen große Teile des Feldes bis auf die Straße abgespült hat“, erläuterte Alexander Kern. Jetzt, zwei Jahre später, sieht man dem Acker den Bodenverlust nicht mehr an. Er führt weiter aus: „Es wurden 4 Tonnen pro Hektar Raps gedroschen und die Untersaat aus der vorherigen Sommergerste ist wieder flächendeckend in der Rapsstoppel vorhanden. Das ist ein sehr guter Erfolg.“
Kleeaufwuchs im Raps
Weißkleeuntersaat in der Sommergerste
Nach dem Erosionsjahr in den Rüben folgte 2024 Sommergerste, zu der direkt mit der Aussaat eine Weißkleeuntersaat mit dem Feinsamenstreuer etabliert wurde. Nach der Gerstenernte ist der Acker von einem flächendeckenden Weißkleeteppich bedeckt, der durch einen Stoppelmulchgang zum Bestocken weiter angeregt wurde.
Dichte Kleedecke in Rapsstoppeln
Christian Lutz erläuterte: „Während der Rapssaat standen pro Quadratmeter noch vier bis fünf lebende Weißkleepflanzen, die im Raps weiterwachsen konnten. Im Herbst erfolgte eine gezielte Behandlung der Ungräser und einjährigen Unkräuter, der mehrjährige Weißklee wurde so geschont.“ Als weitere Vorteile des Weißklees zählte er auf, dass durch ihn der Rapserdfloh wirksam abgelenkt wurde, der erstaunlicherweise die Kleepflanzen bevorzugte, eine Bekämpfung der Schnecken allerdings notwendig wurde, dann aber auf die Herbstdüngung komplett verzichtet werden konnte.
Um das zu verdeutlichen, verwies Christian Lutz auf einen Düngeversuch auf der Fläche. Es wurden im Frühjahr Teilflächen mit normaler Düngung (140 Kilogramm N/ha) und mit reduzierter Düngung (80 Kilogramm N/ha) gedüngt. In beiden Varianten überwuchsen die Rapspflanzen den Weißklee im Schossen effektiv und erzielten den gleichen Ertrag.
Betriebsleiter Alexander Kern im Raps
In einer Bodenprobe zeigt er den Landwirt:innen den weitverzweigten Wurzelballen des Weißklees. Der Boden ist locker und krümelig. Ein anschließender Versickerungstest zeigte, dass der Boden in der Lage ist, das Wasser sehr schnell aufzunehmen. Der Oberboden bleibt auch nach dem Versickerungstest locker und offen. „Die Aufnahmefähigkeit des Bodens hat sich mit der intensiven Durchwurzelung deutlich verbessert“, freut sich der Berater, „und daran haben auch die Regenwürmer ihren Anteil. Sie fühlen sich auf dem begrünten Acker wohl und ihre Gänge, die bis zu zwei Meter in die Tiefe reichen, leiten dorthin das Wasser.“
Wurzelstruktur und Knöllchenbildung im Weißklee
Infiltrationstest im Klee
Christian Lutz zeigt die verzweigten Wurzeln einer Weißkleepflanze und erläutert die Ausläuferbildung
Nach Lösen des Rings Begutachtung der Infiltration
Um die Bodenstruktur noch besser zu veranschaulichen, nutzt Christian Lutz einen Vanhoof-Profilspaten. Dieser wird in die Erde getrieben und ermöglicht den Aushub eines 40 Zentimeter langen, ungestörten Bodenprofils, das die Beobachtungen bestätigt. „Im Vergleich zu 2023 steht der Boden viel besser da“, resümiert denn auch Rolf Kern vom Landwirtschaftsamt in Bruchsal.
Christian Lutz erläutert das Bodenprofil im Vanhoof-Spaten
Genaue Begutachtung des Profils im Spaten
Im Anschluss ging es auf die Versuchsflächen von Alexander Kern. Er demonstrierte auf dem Feldtag, welche Zwischenfruchtmischungen Auswirkungen auf den Humusaufbau und damit auf die Gefügestruktur und Bodengesundheit haben. Um die Aussagekraft zu verstärken, hatte er sechs unterschiedliche Zwischenfruchtmischungen mit einem hohen und geringeren Artenanteil, zum gleichen Saatzeitpunkt angebaut. Es zeigte sich, dass günstige Mischungen nicht unbedingt schlecht sein müssen. Christian Lutz erläutert: „Nicht jede Mischung ist für jeden Boden vorteilhaft. Lupinen gedeihen beispielsweise nur auf Sandböden gut. Sie machen also in Mischungen auf den schweren Böden in Baden-Württemberg wenig Sinn und sind nach der Saat schnell verschwunden.“ Bei der Bodenprobennahme auf den verschiedenen Flächen zeigt sich für ihn schnell: „Es geht vor allem um die Wurzelmasse. Vorteilhaft sind flachwurzelnde Arten in Mischung mit tiefer wurzelnden – und Arten, die viel Wurzelmasse bilden können. Vielfalt ist gut für die Bodengesundheit, aber die Mischung muss für den Boden, die Witterungsverhältnisse und den Nachbau passen.“ Das zeigt sich sehr eindrücklich auf den Flächen. Die Bodenproben zeigten anschaulich, dass vielfältige und teure, aber abfrierende Mischungen den Boden in der verfügbaren Vegetationszeit teilweise weniger gut erschließen konnten als die vorher begutachtete Weißkleeuntersaat. „Gerade wenn die verfügbare effektive Vegetationszeit vor Umbruch oder Frost kürzer als sechs Wochen ist, sind einfachere, günstigere Mischungen, die aber höhere Pflanzenanzahlen pro Quadratmeter liefern können, die bessere Alternative für ober- und unterirdische Biomasse“, ergänzt Christian Lutz dazu. „Erfahrungen von anderen Betrieben zeigen durchaus, dass sich die Beschäftigung mit frostharten Mischungen wie Wickroggen vor späten Sommerungen lohnt. Diese machen eine noch bessere Arbeit für die Bodenstruktur und Wurzelbiomassebildung.“ Aus der Teilnehmendenrunde kamen Bedenken zur Wasserkonkurrenz. Christian Lutz empfahl hier, wenn sich trockene Frühjahre abzeichnen, winterharte Zwischenfrüchte bereits Ende März, Anfang April einzuarbeiten, um eine Aufzehrung der Winterwasserreserven zu verhindern. Ihre Wirkung haben die Zwischenfrüchte mit ihrer Wurzelbiomassebildung zu diesem Zeitpunkt trotzdem entfaltet. Alle anwesenden Praktiker zogen aus der Veranstaltung und den Ergebnissen das Resümee, in der nächsten Saison Weißkleeuntersaaten und die neuen Anregungen zum Zwischenfruchtanbau ausprobieren zu wollen.
Wurzelbildbetrachtung in der Untersaat
Wurzelbildbetrachtung beim Soja
Vielseitige Saatmischung
