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Feldtag auf dem Betrieb von Thomas Meyer in Hüfingen am 23.10.2025 (BW)
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Veröffentlicht am
16. Dezember 2025

Thomas Meyer steht umringt von anderen Landwirtinnen und Landwirten sowie Agrarfachleuten auf einem seiner Äcker in Hüfingen, auf dem er drei verschiedene Zwischenfruchtmischungen ausgesät hat: „Zwischenfrüchte sind ein unverzichtbarer Baustein meiner Fruchtfolgen. Jetzt hat mich interessiert, ob eine optimierte Zwischenfrucht, die viele und wurzelstarke Arten in der Mischung enthält, tatsächlich einen Mehrwert gegenüber günstigeren Angeboten mit weniger Arten bringt“, sagt der Betriebsleiter. Er teilt an diesem HumusKlimaNetz-Feldtag seine Erfahrungen mit Untersaaten und Zwischenfrüchten mit anderen Praktikern.
Thomas Meyer bewirtschaftet einen Betrieb mit 42 Hektar Dauergrünland und 58 Hektar Ackerland im Nebenerwerb. Seine Betriebsschwerpunkte liegen im Ackerbau und der Bullenmast. 58 Mastbullen werden auf dem Betrieb gehalten. Er hat eine 5-gliedrige Fruchtfolge und betreibt Saatgutvermehrung. Neben Dinkel und Wintergerste werden Triticale und Silomais angebaut. Meyer versucht, durch Untersaaten und Zwischenfrüchte den Boden stets grün zu halten und so den Humusaufbau in seinen Böden zu fördern. Die Bindung von CO2 im Boden als Kompensation zu den Emissionen aus der Landwirtschaft ist ihm dabei ein wichtiges Anliegen. Wildpflanzenmischungen, die für die Biogasanlage genutzt werden, sollen die Biodiversität auf seinen Äckern fördern.
Der Feldtag startete mit einer Betriebsvorstellung durch Thomas Meyer, der seine Gründe für die Teilnahme am HumusKlimaNetz noch einmal anschaulich darstellte: den Humusaufbau wissenschaftlich und praktisch begleitet zu fördern und CO2 im Boden zu binden. Betriebsbegleiter und Biolandberater Christian Lutz nahm dies zum Anlass, den Teilnehmenden das HumusKlimaNetz, seine Inhalte und Ziele ausführlich zu erläutern.
Im Anschluss ging es auf die Flächen. Christian Lutz erklärte, dass der zusätzliche Anbau von Zwischenfrüchten grundsätzlich klimawirksam ist, CO2 speichert und zu mehr Humusaufbau führt. Er legte den Praktiker:innen die Vorteile der Nutzung von optimierten Zwischenfrüchten dar, und warum diese den meist günstigen Mischungen überlegen sind. Er will die Unterschiede auch auf dem Feld für die Betriebe begreifbar machen. Drei verschiedene Zwischenfruchtmischungen stehen dort bereit. Eine optimierte vom HumusKlimaNetz, mit Ackerbohnen im Gemenge, und zwei günstigere Mischungen mit weniger Komponenten wurden von Thomas Meyer eingesät.

Zwischenfruchtaufwuchs im Frühjahr mit Ackerbohne

Zwischenfruchtaufwuchs im Herbst mit Ackerbohne

Zunächst einmal sahen alle Mischungen schön grün und gesund aus. Mit seinem Spaten stach Christian Lutz eine Bodenprobe aus und zeigte dem Dutzend Landwirtinnen und Landwirte die Wurzelballen. „Durch die verschiedenen Komponenten in den Mischungen zeigen sich unterschiedliche Wurzelbilder. Einige Arten verzweigen sich mit Ihren Wurzeln sehr und gehen in die Breite, andere schieben sich in die Tiefe“, erklärte Lutz. Im Oberboden bis zehn Zentimeter sind alle drei Mischungen noch vergleichbar, aber darunter sticht die optimierte Mischung, mit ihrer intensiven Durchwurzelung des Bodens, klar heraus. Deutlich zeigten sich die unterschiedlichen Wurzelbilder der einzelnen Komponenten. Rauhafer, Saathafer und Ackerbohne zeigten die intensivste Durchwurzelung. Lutz erklärte: „Es existieren komplexe Zusammenhänge zwischen Samenanteil, Gewichtsanteil und Biomasseanteil in der Mischung im Feld.“ Beim anschließenden Bonitieren stellten die Anwesenden fest: Mischungen mit vielen Pflanzen auf den Quadratmeter erschließen sich den Boden wesentlich besser.

HumusKlimaNetz-Mischung durchwurzelt den gesamten Pflughorizont intensiv.

Die Ackerbohne wurzelte sogar unterhalb der Pflugtiefe in 37 cm noch im dichten Tonboden, hier im Profilspaten sichtbar.

Christian Lutz legte mit zwei Meterstäben auf jeder der drei Flächen ein Quadrat aus. Es folgte ein Ertragsschnitt und eine Abschätzung der Trockensubstanz-Bildung. Dabei zeigt sich: Die optimierte Mischung hat nicht nur im, sondern auch auf dem Boden die Nase vorn. Sie punktet mit fast doppelt so viel Biomasse wie die Vergleichsmischungen. Besonders die Ackerbohne bringt trotz niedriger Pflanzenzahlen pro Quadratmeter sehr hohe Biomasseanteile. „Humus entsteht aus den oberirdischen und unterirdischen Pflanzenteilen. Je mehr davon vorhanden sind, desto mehr Humus kann aufgebaut und desto mehr Stickstoff für nachfolgende Kulturen gebunden werden. Ein weiterer Vorteil ist die erhebliche Verbesserung der Bodenstruktur“, resümierte denn auch der Biolandberater und zerkrümelte den Boden zwischen seinen Händen, um zu zeigen, wie locker und krümelig er ist.

Besuchende des Feldtages bei der Ertragsmessung

Einen weiteren Vorteil der optimierten Zwischenfrucht stellten die Teilnehmenden bei der Untersuchung der Pflanzengesundheit fest: Während in der Region sonst der Saathafer nach dem Anbau von GPS-Getreide gerne an Rost leidet, steht er in der optimierten HumusKlimaNetz-Mischung gesund da. Die Gruppe kam zu dem Schluss, dass sich die mit ca. 140 Euro doppelt so teure Mischung durch Ihre Mehrleistung letztlich rechnet.
In einem abschließenden Praxisimpuls bestätigte Richard Auer, als Referent mit 30-jähriger Erfahrung, die Beobachtungen der Gruppe. „Zwischenfrüchte können sehr viel Stickstoff für die nachfolgende Kultur speichern und wieder freisetzen, wenn er gebraucht wird und so den Boden effektiv vor N-Auswaschungen schützen. Egal welche Mischung zum Einsatz kommt, der Gehalt an gelöstem Stickstoff, der ins Grundwasser ausgewaschen werden kann, ist gegenüber der Brache im Herbst um 60 bis 80 Kilogramm geringer. Brachliegende Flächen bieten keine Pflanzen, die den im Boden vorhandenen Stickstoff aufnehmen können. Die Unterschiede zwischen der besten und der schlechtesten Mischung betragen im langjährigen Mittel maximal 25 Kilogramm Nmin. pro Hektar.“
Auf dem Feldtag von Thomas Meyer in Hüfingen konnten die Teilnehmenden neue Erkenntnisse gewinnen. Es gehe vor allem darum, den Boden das ganze Jahr grün zu halten. Vielseitige, optimierte Mischungen lohnen sich trotz Mehrpreis, weil Sie mehr für die Bodenstruktur tun und doppelt so viel Biomasse auf den Acker bringen können. Das ist gut für die nachfolgenden Pflanzen, das Grundwasser, den Geldbeutel der Bäuerinnen und Bauern, das Klima und letztendlich für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt.