Zwischenfrüchte haben längst Einzug gehalten in die gute fachliche Praxis des Ackerbaus. Im Winter brachliegende Felder werden immer seltener. Bekannt sind Zwischenfrüchte für ihre positiven Aspekte hinsichtlich Erosionsschutz, Nährstoffmanagement und einer guten Bodenstruktur – und auch in puncto Humusaufbau und CO2 -Speicherung können sie viel leisten. Schätzungen gehen davon aus, dass durch konsequente Integration von Zwischenfrüchten in die Fruchtfolge deutschlandweit jährlich 1,3 bis 2,1 Millionen Tonnen CO2 gespeichert werden können (Don, DLG-Mitteilungen, 2022). Zwischenfrüchte können also ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz sein. Am Markt konkurriert eine wachsende Zahl von Zwischenfruchtmischungen verschiedener Hersteller miteinander. In der Praxis ist die Auswahl der passenden Zwischenfrucht bzw. Saatgutmischung eine Herausforderung.
Vor diesem Hintergrund fand am 24. Oktober 2024 in Bad Staffelstein-Unnersdorf (Landkreis Lichtenfels / Oberfranken) ein HumusKlimaNetz-Feldtag zum Thema Zwischenfrüchte statt. Rund 35 Teilnehmer:innen trafen sich im Gasthof „Zum Anker“, darunter konventionell und ökologisch wirtschaftende Landwirtinnen sowie Berater. Referentin Dr. Laura Reinelt vom Thünen-Institut für Agrarklimaschutz informierte über die Erkenntnisse aus dem WURCEL-Projekt, in dem die Leistungsfähigkeit verschiedener Zwischenfrucht-Mischungen und Einzelkomponenten untersucht wurde. Neben der oberirdischen Biomasse lag hierbei der Fokus auf dem Wurzelwachstum.
Dr. Laura Reinelt, Thünen-Institut, präsentiert die Ergebnisse aus einer Studie zur Humusleistung von Zwischenfrucht-Wurzeln.
Elf verschiedene Zwischenfruchtmischungen hat HumusKlimaNetz-Landwirt Georg Zahn auf seinem Feld am Obermain ausgesät.
„Wir wissen aus verschiedenen Untersuchungen, dass Wurzeln ungefähr 2,5-mal mehr Humuswirkung zeigen als die oberirdische Pflanze. Früher nahm man an, das liege am hohen Lignin-Gehalt der Wurzeln, doch heute wissen wir, dass auch Lignin früher oder später abgebaut wird. Entscheidend für den effizienten Humusaufbau der Wurzeln scheinen viel mehr die Exsudate im Zusammenspiel mit dem Bodenleben zu sein“, erklärte Dr. Reinelt. Im Projekt haben sie und ihr Team verschiedene Zwischenfruchtmischungen und die Komponenten in Reinsaat angebaut und auf ober- wie unterirdischen Biomasseerträge untersucht. Dabei zeigte sich, dass ein früher Saattermin das Wurzelwachstum noch stärker begünstigt als das oberirdische Wachstum. Ob eine Mischung höhere Erträge erzielt als Reinsaaten, hängt jedoch von vielen verschiedenen Faktoren ab. „Klar ist aber, dass Mischungen mit ihren unterschiedlichen Wurzelsystemen Nährstoffe effizienter ausnutzen und dynamischer auf Umweltbedingungen reagieren können als Reinsaaten“, fasste Dr. Reinelt zusammen.
Landwirt Georg Zahn (ganz rechts) begrüßt die Teilnehmenden am Feld.
Der Blick in den Boden lohnt sich, um die Funktionen und Wirkungen von Wurzeln und dem Bodenleben im Gefüge besser zu verstehen.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es vom Gasthof auf einen ehemaligen Weizenschlag. Hier hatte HumusKlimaNetz-Landwirt Georg Zahn auf einem Acker nach der Ernte elf verschiedene Zwischenfrucht-Mischungen nebeneinander eingesät und dabei zusätzlich zwei Saatverfahren gegeneinander getestet: Ein Teil des Feldes war gegrubbert, auf dem anderen wurde die Zwischenfrucht direkt in die stehende Stoppel gesät. Die Teilnehmenden konnten sich den direkten Vergleich am Feld anschauen. Gesät wurden folgende Mischungen:
- Viterra Mais Struktur (Saaten Union)
- Viterra Universal (Saaten Union)
- HumusKlimaNetz Mischung 1
- Lidcover Winter Bio (Lidea)
- Terralife AquaPro (DSV)
- Early Summer (DSV)
- Lidcover Nitro 2.0 (Lidea)
- Lidcover Structure (Lidea)
- Lidcover Mauve (Lidea)
- Terralife SoilProtect (DSV)
- Terralife MaisPro TR (DSV)
Betriebsbegleiter Simon Wiblishauser, Bioland Erzeugerring Bayern, erläutert den Zusammenhang von Wurzelwachstum und Gefügestabilität.
Das Bodenprofil zeigt eine intensive Durchwurzelung durch die Zwischenfrüchte. ©Bioland
Simon Wiblishauser, Betriebsbegleiter im HumusKlimaNetz, Bioland Erzeugerring Bayern, führte über das Feld und moderierte die Diskussion. Mit Sebastian Reimann, Lidea, Florian Ruß, Saaten Union, und Jakob Schneidmiller, DSV, waren die regionalen Vertreter der drei Saatgutfirmen vor Ort und stellten ihre Mischungen vor. Dabei gingen sie auf die einzelnen Komponenten mit ihren Vor- und Nachteilen ein und legten dar, für welche Fruchtfolgen und Saattermine die Mischungen geeignet sind. Das Spektrum reichte von etablierten Kulturen wie Phacelia, Sonnenblume und Öllein über den frostempflindlichen Newcomer Ramtillkraut bis hin zu außergewöhnlichen Komponenten wie Chia oder Malve.
An einigen Stellen ermöglichten Bodenprofile einen genaueren Blick auf Wurzelwachstum und Bodenleben: Von den flachen Wurzeln des Rauhafers bis zur markanten Pfahlwurzel des Meloriationsrettichs. Regenwurmgänge waren gut erkennbar. „Wurzeln nutzen Regenwurmgänge gebündelt wie Glasfaserkabel. Das zeigt, wie wichtig Regenwürmer für ein starkes Pflanzenwachstum sind“, erläuterte Wiblishauser. So konnten die Zwischenfrüchte in nur zehn Wochen Vegetationszeit auch Bodenschichten in 50 Zentimeter Tiefe durchwurzeln.
An drei Stellen wurden die obersten 50 Zentimeter des Bodens ausgebaggert, um einen Blick auf das Wurzelwachstum zu ermöglichen.
Wurzeln nutzen Regenwurmgänge, um schnell in tiefe Bodenschichten vorzudringen.
Die Teilnehmenden nutzten die Feldbegehung für einen intensiven Praxisaustausch zum Für und Wider der verschiedenen Zwischenfruchtmischungen und der besten Verfahren zum Umbrechen der Bestände im kommenden Frühjahr. Zwischenfrüchte sind aus der Feldflur nicht mehr wegzudenken. Das große Interesse am Thema zeigt, dass die Landwirtinnen und Landwirte stets auf der Suche nach neuen Möglichkeiten sind, ihre Systeme zu verbessern.
Quelle: Don, Axel (2022). Nur die „große Lösung“ funktioniert. DLG Mitteilungen (5):18-21