Feierlicher Auftakt & HumusKlimaTag 2024
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Veröffentlicht am
20. März 2024

Das HumusKlimaNetz lud am 5. März 2024 zum Feierlichen Auftakt des HumusKlimaTages – dem Symposium zu Humusaufbau und Klimaschutz, welcher am 6. März 2024 stattfand.

Feierlicher Auftakt
Rund 180 Gäste aus der gesamten Agrarbranche – von Praktiker:innen, über Wissenschaft, Verbänden sowie Politik bis hin zur Privatwirtschaft – folgten der Einladung zur Abendveranstaltung nach Berlin Mitte ins Auditorium. Das Rahmenprogramm begann mit Grußworten der Vertretenden von den am Projekt beteiligten Institutionen.
„Ein lebendiger und humusreicher Boden ist Gründungsimpuls und Grundlage für den Ökologischen Landbau. Gleichzeitig ist der Boden ein gemeinsames und verbindendes Thema aller Bäuerinnen und Bauern. In Partnerschaft mit dem Deutschen Bauernverband wollen wir mit dem HumusKlimaNetz einen entscheidenden Beitrag leisten, die Landwirtschaft insgesamt klimafreundlicher aufzustellen. Gemeinsam machen wir Boden gut. Deshalb freut es mich besonders, dass das Thünen-Institut die Begleitforschung übernommen hat und über gesamtbetriebliche Klimabilanzen Stellschrauben jenseits des Humus in den Blick genommen werden“, betont Tina Andres, Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).

Tina Andres, Vorsitzende BÖLW, auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag
Eberhard Hartelt, Umweltbeauftragter DBV, auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag

„Humuserhalt und -aufbau ist für die Landwirte systemrelevant, als Anpassung an den Klimawandel als auch als Klimaschutzmaßnahme ist er ein Zukunftsthema. Beim Projekt HumusKlimaNetz sind alle erforderlichen Akteure an Bord, um gemeinsam an den relevanten Fragen zum Humusaufbau zu arbeiten, die gewonnenen Erkenntnisse in die Breite des Berufsstandes zu tragen und für die Umsetzung in die Agrar- und Umweltpolitik zu werben“, so Eberhard Hartelt, Umweltbeauftragter des Deutschen Bauernverbandes und Präsident des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd.

„In Deutschland sind unter landwirtschaftlichen Böden rund 2,5 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Das hat die Bodenzustandserhebung Landwirtschaft ergeben, die wir am Thünen-Institut auf mehr als 3.000 Standorten durchgeführt haben. Wie dieser Vorrat sich zukünftig entwickelt und damit zum Klimaschutz beiträgt oder Emissionen verursacht, hängt von vielen Einflussfaktoren ab. Im HumusKlimaNetz haben wir die Chance Maßnahmen zum Humusaufbau gemeinsam mit der landwirtschaftlichen Praxis zu untersuchen und deren Klimaschutzbeitrag im Rahmen des Projektes wissenschaftlich zu untersuchen und zu bewerten“, sagt Professor Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts.

Prof. Dr. Folkhard Isermeyer, Präsident Thünen-Institut, auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag
Eberhard Hartelt, Umweltbeauftragter DBV, auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag

Im Anschluss folgte eine Ansprache von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der dem BÖLW und DBV im Februar 2022 den Förderbescheid für das HumusKlimaNetz überreichte. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir betonte: „Humus aufbauen, das bedeutet, unser Klima zu schützen auf jedem Hektar Ackerboden. Das HumusKlimaNetz und jeder einzelne der 150 Betriebe, die teilnehmen, leisten einen wichtigen Beitrag, damit der Humusaufbau vorankommt. Ich finde es hervorragend, dass Bio- und konventionell wirtschaftende Höfe hier am selben Strang ziehen und gemeinsam mit der Wissenschaft praxistauglich erproben, wie man Humus mehren kann. Jeder Euro, den wir hier investieren, zahlt sich gleich mehrfach aus: für mehr Fruchtbarkeit auf unseren Äckern, für mehr Pflanzengesundheit, stabilere Erträge, mehr Artenvielfalt und nicht zuletzt für mehr Klimaschutz.“

In der anschließenden Keynote sprach Prof. Dr. Wulf Amelung, Universität Bonn. Amelung sieht große Chancen, durch Humusaufbau in Ackerböden dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Er betont aber auch, dass nicht alle Maßnahmen überall gleich gut funktionieren: „Die Methoden dazu hängen sehr von den Bedingungen vor Ort ab. Was an einem Standort gut klappt, muss auf anderen nicht unbedingt funktionieren.“ Daher sei es insbesondere wichtig, mit unterschiedlichem Vorgehen individuell angepasste Strategien zu entwickeln.
Die Projektleitungen Kirsten Arp, BÖLW, und Peter Jantsch, DBV, präsentierten die Eckpfeiler und Fortschritte des HumusKlimaNetz und Dr. Claudia Heidecke, Thünen-Institut, erläuterte die Arbeit der Begleitforschung. Zum Abschluss waren die beiden Projekt-Landwirt:innen Carolin Lübbecke, Agrargesellschaft Remplin (Mecklenburg-Vorpommern) und André Kückmann, Bio-Sandsteinhof (Nordrhein-Westfalen) mit Tina Andres und Eberhard Hartelt im Gespräch, die mit ihrer Moderation durch den gesamten Abend führten. Kurzweilig berichteten die Landwirt:innen von ihren Betrieben, der Motivation zum Humusaufbau und den ins Projekt eingebrachten Maßnahmen.

Cem Özdemir, Tina Andres und Eberhard Hartelt auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag
Kirsten Arp (BÖLW) und Peter Jantsch (DBV) auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag
Prof. Dr. Wulf Amelung auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag
Landwirt:innen Carolin Lübbecke und André Kückmann auf dem Feierlichen Auftakt zum HumusKlimaTag

HumusKlimaTag
Der HumusKlimaTag fand am 6. März 2024 im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin statt. Mit rund 160 Teilnehmenden war die Veranstaltung ausgebucht und fast alle Plätze im Saal besetzt, als Prof. Dr. Axel Don, Thünen-Institut für Agrarklimaschutz, mit seinem Vortrag startete. „Je mehr wir die Brache minimieren, desto mehr Kohlenstoff können wir in den Boden bringen,“ so Prof. Dr. Axel Don und spricht weiter: „Die Potentiale von Humusaufbau im Ackerbau liegen vor allem bei zusätzlichen Zwischenfrüchten und Untersaaten und einigen weiteren Maßnahmen, die im Maßnahmenkatalog des HumusKlimaNetz zusammengefasst sind. Dabei muss uns bewusst sein, dass das erreichbare Potenzial für Humusaufbau in der deutschen Landwirtschaft bei 3 bis 6 Millionen Tonnen CO-Speicherung im Jahr liegt. Dem stehen Emissionen aus der Landwirtschaft von etwa 100 Millionen Tonnen jährlich gegenüber.“

Anschließend konnten die Teilnehmenden zwei von fünf Workshops besuchen, die jeweils am Vor- und Nachmittag durchgeführt wurden.

HumusKlimaTag - Anmeldung
HumusKlimaTag - Prof. Dr. Axel Don, Thünen-Institut

Klimaschutzberatung – Mit geeigneten Maßnahmen THG-Reduktionen erzielen             
In diesem Workshop präsentierte Harald Becker, Koordinator des THeKLa-Netzwerk, zunächst eine Einführung in das Thema und verwies dabei auch auf die aktuellen Knackpunkte im eigenen Netzwerk sowie die Bedeutung einer übergreifenden und betriebsnahen Beratung mit System- & Stellschraubenkenntnis. Die Referenten Christian Lutz und Moritz Böhm, Bioland-Beratungsdienst, beide als Betriebsbegleiter im HumusKlimaNetz tätig, stellten mögliche Stellschrauben zur THG-Reduktion im Pflanzenbau vor. Anhand eines Betriebsbeispiels diskutierten die Teilnehmenden anschließend Vor- und Nachteile der Umsetzung humusmehrender Klimaschutz-Maßnahmen. Dabei zeigten sich einerseits viele Synergieeffekte der Maßnahmen in den Bereichen Ökonomie und Klimaresilienz, andererseits jedoch auch ökonomische Nachteile in manchen betrieblichen Situationen. Eine betriebsspezifische Folgenabwägung von Klimaschutzmaßnahmen ist auf jeden Fall geboten.

Neue Humustheorie & Humusberatung
Im ersten Teil des Workshops erläuterte Dr. Konrad Egenolf, Landwirtschaftskammer NRW, das jüngere Verständnis von Humusauf- und Abbauprozessen in seinem Vortrag „Die neue Humustheorie und ihre Bedeutung für die Praxis“. Vielmehr als die chemische Abbaustabilität der organischen Substanz entscheide die Bindungsform im Boden über deren Dauerhaftigkeit. Die Bodenart, das Kalkregime, das Bodenleben und die Bearbeitungsintensität müssen daher zwingend für den Humusaufbau mitgedacht werden.
Im zweiten Teil berichtete Rosalie Wetterau, Master-Studentin der Universität Göttingen, über die Ergebnisse ihrer Studie zur „Bedeutung der Beratung für humusaufbauende Maßnahmen im Ackerbau“, welche sie am Thünen-Institut im Rahmen des HumusKlimaNetz anfertigt. Unter den befragten Landwirt:innen sei steigendes Interesse nach Humusberatung nachweisbar. Häufig mangele es an der Kenntnis über geeignete Beratungsangebote.
Im Anschluss wurden die Möglichkeiten des Humusaufbaus und der -beratung diskutiert. Zielkonflikte, die durch Humusaufbau entstehen, sowie auch die Komplexität des Prozesses und die Dauer bis zur Erfolgsmessung konnten als Herausforderungen für Praxis und Beratung identifiziert werden. 

HumusKlimaTag - Workshops
HumusKlimaTag - Workshops

Herausforderungen & Lösungsansätze bei der Umsetzung humusmehrender Maßnahmen         
Im Workshop setzten sich Lena Käsbauer, Farmtastic, und Frank Reinicke, INL, beide auch Betriebsbegleiter:innen im HumusKlimaNetz, mit einem Teil der Gruppe ausführlich mit der Maßnahme Zwischenfrüchte auseinander. Janos Wack, Triebwerk, hingegen arbeitete mit dem anderen Teil der Gruppe zu Agroforstsystemen.

Unter den zahlreichen Diskussionspunkten wurden besonders drei Punkte immer wieder deutlich: Die Umsetzung der Maßnahmen hängt von vielschichtigen betriebsspezifischen Faktoren ab, weswegen Pauschallösungen leider nicht möglich sind. Außerdem werden konkrete Erfolge für die Landwirt:innen meist erst über längere Zeiträume deutlich. Generell ist eine präzise Erfolgsmessung in der Praxis schwierig, da hier ohne Vergleichsflächen gearbeitet wird. Zudem werden zusätzlich erbrachte Maßnahmen finanziell bislang in der überwiegenden Mehrheit von den Betrieben selbst getragen. Im Workshop wurde vielfach der Wunsch und die Erwartung geäußert, die vielfältigen gesellschaftlichen Leistungen, die dadurch erbracht werden, finanziell honoriert zu bekommen.

Kosten und Nutzen ausgewählter humusmehrender Maßnahmen
Um die Abwägung zwischen Kosten und Nutzen der humusmehrenden Maßnahmen Zwischenfrüchte und Agroforstsysteme ging es im gleichnamigen Workshop. Zunächst stellten Dr. Thomas de Witte und Friedrich Wüstemann, Thünen-Institut für Betriebswirtschaftslehre, aus wissenschaftlicher Perspektive die notwendigen Schritte der Etablierung und Pflege von Zwischenfrüchten und Agroforstsystemen vor, anschließend wurden diese den Erfahrungen der Teilnehmenden gegenübergestellt. Hierbei ging es sowohl um erste Erfolgsgeschichten, potenzielle Hürden bei der praktischen Umsetzung humusmehrender Maßnahmen als auch geeignete Instrumente der Erfolgsmessung. 

Vom Wissen zum Handeln – durch Wissenstransfer zu Humusaufbau
Im Workshop zum Wissenstransfer referierte Sabrina Sattler, Boden.Bildung, über Bodenkurse und Faktoren, die im Wissenstransfer wichtig sind, um ins Handeln zu kommen. Die HumusKlimaNetz-Landwirte Thomas Domin, Landwirtschaftsbetrieb Domin (Brandenburg) und André Kückmann, Bio-Sandsteinhof (NRW) berichteten über ihre individuellen Wege zum Thema Humusaufbau. In der Diskussion zu Handlungsanreizen durch Wissenstransfer waren zentrale Faktoren die Peergroup – sowohl in Bezug auf das persönliche Umfeld, als auch echte Begegnungen und Vorbilder – sowie der Austausch in moderierten Gruppen über einen längeren Zeitraum. Auch Aha-Momente scheinen zum Handeln zu führen, allerdings zeichnen sie sich unter anderem durch ein eher spontanes Erscheinen aus.

HumusKlimaTag - Workshops
HumusKlimaTag - Workshops

Viel Austausch und gute Stimmung
Sowohl in den Workshops selbst als auch den Pausen, wurde die Zeit für intensiven Austausch und das Netzwerken genutzt. Von vielen Teilnehmenden wurde insbesondere die offene Stimmung und Praxisnähe hervorgehoben, so dass eine rundum positive Bilanz gezogen werden kann.

Der nächste HumusKlimaTag findet voraussichtlich im Februar 2025 statt.

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