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Zweiter HumusKlimaTag am 18.02.25 in Kassel
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Veröffentlicht am
27. Februar 2025

Zum zweiten HumusKlimaTag fanden sich am 18. Februar 2025 in Kassel rund 160 Personen aus Praxis, Beratung, Verbänden und Behörden zusammen, um sich einen Tag lang mit aktuell diskutierten Aspekten rund um die Themen Humusaufbau und Klimaschutz auseinanderzusetzen.
Mit Grußworten eröffneten Felix Prinz zu Löwenstein, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des BÖLW, und Eberhard Hartelt, Umweltbeauftragter des DBV, den HumusKlimaTag 2025.

Den inhaltlichen Einstieg boten Prof. Dr. Axel Don, Thünen-Institut für Agrarklimaschutz, und Dr. Lena Käsbauer, farmtastic consulting/Bayerischer Bauernverband, in der Keynote mit dem Titel „Humusthesen auf dem Prüfstand: Mythos oder Wirklichkeit?“. Sie diskutierten dabei sechs Thesen, die zuvor von Teilnehmenden über die HumusKlimaNetz-Website und den -Instagramkanal eingereicht wurden. Die Keynote können Sie in voller Länge hier schauen:

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Anschließend fanden fünf Workshops zu den Themen Zwischenfruchtanbau, Feldfutterbau, Agroforstsysteme, Gruppenberatung und Bodenbearbeitung in zwei Durchgängen statt:

Zwischenfruchtanbau – Vorteile einer intelligenten Pflanzengesellschaft für den Boden

Zwischenfrüchte sind Kulturen, die definitionsgemäß in der Anbaupause zwischen zwei Hauptkulturen angebaut werden. Aus dem pflanzenbaulichen Blickwinkel spielten sie keine Haupt-, sondern eine Nebenrolle. Inwieweit einer Zwischenfrucht trotzdem ähnlich viel Aufmerksamkeit wie einer Hauptkultur zuteilwerden sollte, wurde in diesem Workshop hergeleitet.

Jan-Hendrik Schulz, Deutsche Saatenveredelung AG, stellte in seinem Vortrag Ergebnisse aus dem CATCHY-Projekt vor. Zentral war dabei, dass über Bodenbearbeitung viel erreicht werden kann, jedoch keine Lebendverbauung. Wenngleich der Nutzen einer technischen Maßnahme einfacher zu greifen ist, so haben Zwischenfrüchte viele weitere positive Effekte, nicht zuletzt auch den Aufbau von Humus im Boden.

Mischungen sind Reinsaaten vorzuziehen. Diese Leitlinie in der Praxis umzusetzen, bringt neue Herausforderungen mit sich. Matthias Schranner, farmtastic consulting, erklärte, wie man anhand eines 4-Punkte-Plans der optimalen Mischungszusammensetzung Schritt für Schritt näherkommen kann. Aussaattechnisch bringen Mischungen höhere Anforderungen mit sich als Reinsaaten. 

Jan Hendrik Schulz, Deutsche Saatenveredelung AG, gab Einblicke in die Ergebnisse des CATCHY-Projektes zum Thema Zwischenfruchtanbau. 

Welche Landtechnik hier helfen kann, diskutierten Maximilian Wilp und Jannis Behrens, beide AMAZONEN-WERKE, gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Erfolgreicher Feldfutterbau: praxisrelevante Stellschrauben und Verwertungsmöglichkeiten

In diesem Workshop zeigte Dr. Harald Schmidt, Universität Kassel, anhand aktueller Forschungsergebnisse aus dem KleeLuzPlus-Projekt auf, welche Stellschrauben für einen ertragreichen Feldfutteranbau entscheidend sind. Neben einer guten Wasserversorgung des Bodens, nannte er eine gute Bestandsetablierung – mit möglichst früher Sommeraussaat, sorgfältiger Saatbettbereitung und flacher, gleichmäßiger Ablage des Saatgutes sowie eine ausreichende Schwefel-/Kalidüngung (bei Unterversorgung) als betriebliche Erfolgsfaktoren.

Simon Wiblishauser, Bioland Erzeugerring Bayern, stellte verschiedene Verwertungsmöglichkeiten für mehrjähriges Feldfutter vor. 

Im zweiten Teil stellte HumusKlimaNetz-Betriebsbegleiter Simon Wiblishauser, Bioland Erzeugerring Bayern, unterschiedliche Verwertungsmöglichkeiten – darunter die Futter- und Biogasnutzung sowie verschiedene Nutzungen als Gründüngung – mit Vor- und Nachteilen dar und ging dabei auch auf viehlose Betriebe ein. Dabei wurde deutlich, dass eine ökonomisch sinnvolle Verwertung für den Betrieb gegeben sein muss, auch wenn nicht ausschließlich monetäre Größen als Entscheidung für den Kleegrasanbau herangezogen werden sollten. Als aktuelle Herausforderungen wurden etwa eine nicht praxisnahe Rechtslage beim Cut&Carry-System und bei der Silierung/Kompostierung benannt. Schlussendlich müssten basierend auf Standort, Nutzungsabsicht und monetären Erwägungen individuelle Lösungen erarbeitet werden.

Der Workshop endete mit einem Blick in die Praxis. Im ersten Durchlauf berichtete Projekt-Landwirt Hannes Busch, Biolandhof Busch, anschaulich von seinen Erfahrungen mit dem Cut&Carry-System für die Bedeckung seiner Kartoffeln. Zu den Vorzügen zählte er eine reduzierte Wasserverdunstung und Unterdrückung von Beikräutern sowie einen Düngeeffekt in der Nachfrucht. Im zweiten Durchlauf berichtete Projekt-Landwirt Josef Knauer, Biobauer Knauer, von seiner persönlichen Motivation und gab Praxistipps aus über 40-jähriger Erfahrung im Kleegrasanbau.

Die einzelnen Beiträge wurden mit den Teilnehmenden angeregt diskutiert. Der Workshop zeigte auf, dass die Bedeutung von mehrjährigem Feldfutter für den Humusaufbau unbestritten ist. Eine besondere Herausforderung liegt darin, die Maßnahme in die Fruchtfolge einzugliedern, wenn es keinen unmittelbaren Nutzen gibt. Allein zur Humusförderung ist die Maßnahme ökonomisch in der Regel nicht darstellbar. Im Projekt ist es daher spannend, neue Verfahren, etwa den Anbau von Kartoffeln mit Kleegras-Lebendmulch, zu erproben.

Integration von Agroforstsystemen: Erfahrungsaustausch zu den Herausforderungen und Empfehlungen für die Umsetzung im eigenen Betrieb 

Der praxisorientierte Workshop zu Agroforstsystemen wurde von Burkhard Kayser, Agroforstberater und Mitglied des DeFAF e.V. (Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft) geleitet. Die HumusKlimaNetz-Projektlandwirte Dr. Eicke Zschoche, Landwirtschaftsbetrieb Zschoche, Christoph Kümmerer, Bodensatz GbR, und Thomas Lang, LANG Biolandbetrieb GbR, stellten die Agroforstsysteme ihrer Betriebe vor und erläuterten die jeweiligen Ansätze und Effekte. Die Vorträge leiteten direkt in den Erfahrungsaustausch zwischen den Teilnehmenden und Burkhard Kayser über, wobei es vor allem um praktische, (förder)rechtliche, phytosanitäre und ökonomische Inhalte ging. Besonders hervorgehoben wurden die ökosystemischen Vorteile von Agroforstsystemen, wie etwa die Förderung von Biodiversität, die Schaffung von Lebensräumen für Insekten und andere Tiere sowie der positive Einfluss auf den Wasserhaushalt im Boden. Es wurde betont, dass der Erfolg von Agroforstsystemen oft von der richtigen Planung und der konsequenten Pflege in den ersten Jahren abhängt. Auch die Anpassung des Systems an die jeweiligen Standortbedingungen sind entscheidend für den Erfolg. Einige Teilnehmende äußerten den Wunsch nach einer stärkeren politischen Verankerung oder Förderprogrammen, um den Einstieg in die Agroforstwirtschaft für Landwirtinnen und Landwirte zu erleichtern.

Im Workshop zu Agroforstsystemen regte Burkhard Kayser, Agroforstberater, den Austausch der Teilnehmenden an. 

Im Workshop zu kollegialer Gruppenberatung durften die Teilnehmenden selbst in die Rolle der Beratung schlüpfen.

Die Gruppe als Ressource: kollegiale Beratungsformate erproben & verstehen

Auch im HumusKlimaNetz spielt kollegiale Beratung in den HumusClubs, in welchen sich die teilnehmenden Landwirt:innen alle vier Monate auf einem Betrieb ihrer Gruppe treffen, eine zentrale Rollen im Wissenstransfer. Im Workshop stand das Erfahren durch Erproben im Mittelpunkt. Nach einem kurzen fachlichen Input zu kollegialen Beratungsformaten und den Erfahrungen der Referent:innen Charlotte Kling, Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE), und Johannes Hofstätter, HNEE/BELA-Agrarberatung, ging es in die Gruppenberatung selbst. Die Teilnehmenden beschäftigten sich zunächst intensiv mit der Formulierung einer Schlüsselfrage und ihrer Relevanz für den gesamten Gruppenprozess. Anschließend wurden verschiedene Rollen verteilt und eine Beratung durchgeführt. In der Reflexion des Prozesses wurde deutlich, dass nicht nur die Falleinbringer:in von der Beratung profitierte, sondern die gesamte Gruppe. Abschließend ging es darum, wie Berater:innen den Gruppenprozess mit ihren persönlichen Fähigkeiten bestmöglich begleiten, voranbringen und gestalten können.

Konservierende Bodenbearbeitung und Unterbodenmanagement – Widerspruch oder Ergänzung?

Dieser Frage gingen die Teilnehmenden des Workshops gemeinsam mit zwei Referenten nach. Burkhard Fromme, Mitgründer der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung, bewirtschaftet in Niedersachsen ca. 400 Hektar Ackerland in Direktsaat. Ein gesunder, humusreicher und lebendiger Boden steht dabei im Zentrum seiner Arbeit. Als wichtigste Grundvoraussetzung für das Gelingen eines Direktsaatsystems postulierte er den konsequenten Zwischenfruchtanbau direkt nach der Ernte. Wer auf Direktsaat umstellen möchte, sollte aber unbedingt zunächst mögliche Unterbodenverdichtungen beseitigen. Ein mögliches Verfahren stellt hier die sogenannte partielle Krumenvertiefung dar, wie sie vom zweiten Referenten, Dr. Andreas Baur, vorgestellt wurde. Bei diesem Verfahren, an dem Dr. Baur bereits zu DDR-Zeiten geforscht hat, wird mit einem speziellen Pflug mit jedem zweiten Schar Unterboden nach oben geholt und humusreicher Oberboden verschüttet.

So werden nicht nur Verdichtungen aufgebrochen, sondern der Humus des Oberbodens wird auch langfristiger vor Abbau geschützt. Somit kann auch ein Beitrag zur C-Sequestrierung in Ackerböden geleistet werden. Im Workshop wurden das Für und Wider der beiden Verfahren diskutiert und erarbeitet, wie sie sich ergänzen könnten. 

Der Workshop zu Bodenbearbeitung brachte im Austausch neue Perspektiven, wie sich verschiedene Verfahren ergänzen können.   

Viel Input, Austausch und gute Stimmung

Die Präsentationen der Veranstaltung finden Sie im Downloadbereich unserer Website.

Um den Teilnehmenden mehr Austauschmöglichkeiten zu bieten, fand in diesem Jahr im Rahmen des HumusKlimaTag am Vortag, dem 17. Februar 2025, eine Exkursion auf den Biobetrieb Hof Tolle statt, welcher auch Teil des HumusKlimaNetz ist. Am Abend ging der Austausch beim Get-together weiter.

Der HumusKlimaTag 2025 war eine rundum gelungene Veranstaltung. Der nächste HumusKlimaTag findet voraussichtlich Mitte Februar 2026 statt.