Weitere Autor:innen: Marlene Gerken, BAT Agrar & Lucas Pieper, Gut Dummerstorf GmbH
Am Donnerstag, den 26. September 2024, fand bei der Gut Dummerstorf GmbH in Dummerstorf der zweite Feldtag in der Betriebsregion Nord-Ost statt. Rund 40 Interessierte aus Beratung, Forschung und Lehre und der landwirtschaftlichen Praxis nahmen teil.
Der Feldtag startete mit Fachvorträgen im Tagungszentrum des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie (FBN) Dummerstorf. Jonathan Krink, HumusKlimaNetz, BÖLW, stellte zunächst das Modell- und Demonstrationsvorhaben vor.
Im Anschluss daran ging Dr. Jana Peters von der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern (LFA) in ihrem Vortrag auf die Vorteile und Grenzen von Beisaaten im Winterraps ein. Sie erläuterte zunächst den Unterschied zwischen einer Beisaat und einer Untersaat: So seien Beisaaten eine „Servicepflanze“ für die Hauptkultur. In der Regel sind sie abfrierend und werden zusammen mit der Hauptkultur ausgedrillt. Untersaaten hingegen entwickeln ihre Vorteile und Hauptvegetation erst, wenn die Hauptkultur schon weit fortgeschritten ist. Ein Beispiel hierfür ist Kleegras im Mais. Auch Untersaaten können zusammen mit der Hauptkultur ausgedrillt werden.
Beisaaten bieten beim Rapsanbau verschiedene Vorteile. Zum einen fördert der Eintrag von Biomasse den Humusaufbau. Weiterhin können Beisaaten sowohl durch ihren Geruch als auch durch ihre Farbe Schädlinge des Rapses anlocken, wie den Rapserdfloh und den Rapsglanzkäfer, und somit von den Rapspflanzen fernhalten. Dadurch können Beisaaten zu einem reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz beitragen. Bei Leguminosenbeisaaten können zusätzlich Stickstoffgaben eingespart werden. Hinsichtlich des Bodenschutzes mindern sie Erosion und durch eine abgefrorene Mulchauflage bieten sie einen Verdunstungsschutz.
Den Vorteilen von Beisaaten stehen auch einige Herausforderungen im Anbau gegenüber. So sind Beisaaten Konkurrenzpflanzen zum Raps. Bei zu dünnen Rapsbeständen kann es im anschließenden Anbaujahr zu Folgeverunkrautungen kommen. In den milden Wintern, wie in den vergangenen Jahren in Mecklenburg-Vorpommern, froren die Beisaaten nicht richtig ab, so dass sie stehenblieben. Beisaaten können zudem auch eine grüne Brücke für Krankheitsübertragungen sein. Ein weiterer begrenzender Faktor ist die Wasserverfügbarkeit zur Aussaat, wie Dr. Jana Peters anhand von Ergebnissen einiger Anbauversuche verschiedener Beisaaten im Raps am Standort Gülzow vorstellte. So wird für kleinkörnige Leguminosen eine nutzbare Feldkapazität (nFK) von mindestens 50 Prozent benötigt. In vielen Jahren war es jedoch am Standort Gülzow häufig zu trocken. Großkörnige Leguminosen hingegen kommen mit einem trockenen Boden zur Aussaat besser zurecht. Das Fazit von Dr. Jana Peters lautete daher: „Ist die Wasserversorgung zur Aussaat gesichert, kann man sehr gut Beisaaten anbauen.“
Jonathan Krink, HumusKlimaNetz, BÖLW, stellt das Modell- und Demonstrationsvorhaben vor.
Marlene Gerken geht auf Vorteile und Grenzen vom Planting Green-Verfahren ein.
Leider musste Justine Riemer von DSV, Deutsche Saatveredelung AG, ihren Vortrag krankheitsbedingt absagen. Stattdessen hielt Betriebsbegleiterin Marlene Gerken, BAT Agrar, einen Vortrag über „Erkenntnisse zu Beisaaten im Winterraps“. Auch sie stellte einige Versuchsergebnisse verschiedener Beisaaten im Raps an unterschiedlichen Standorten vor und zog daraus Rückschlüsse. Zunächst ging sie auf die möglichen Vorteile von Beisaaten ein, wie den guten Vorfruchtwert, die zusätzliche Stickstofffixierung und eine Reduzierung des Schädlingsbefalls, insbesondere beim Rapserdfloh und dem Rapsglanzkäfer. So riecht z.B. Bockshornklee sehr intensiv und lenkt dadurch den Rapserdfloh ab. Aber auch die Effekte einer Beisaat auf den Boden sind positive und zu beachtende Mehrwerte. Marlene Gerken betonte: „Es sind in der Regel nicht unbedingt Effekte, aber wichtige Aspekte, wie z.B. eine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Bodenstruktur“. Darüber hinaus gab Marlene Gerken Tipps zur Ausbringung und zur Artenzusammensetzungen der Beisaat. Hinsichtlich der Artenzusammensetzung der Beisaat werden schnellwüchsige Sorten empfohlen, die zügig in die Breite gehen und eine Bodenbedeckung ermöglichen.
Anschließend stellte Olaf Timm von der Firma HORSCH die Avatar Baureihe vor, die sehr gut für die Direktsaat geeignet sei. Michael Gersmann von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erläuterte das Planting Green-Verfahren, bei dem die Hauptkultur direkt in die Zwischenfrucht eingesät wird, was für viele Teilnehmende des Feldtags noch neu war. Die Zwischenfruchtpflanzen werden gewalzt und geknickt, bevor die Hauptkultur ausgesät wird und verbleiben somit als Mulchschicht auf der Fläche. Michael Gersmann empfiehlt, die Direktsaat in der Zwischenfrucht auszuprobieren. Bei einer Direktsaat erhöht sich die Lagerungsdichte und die Stickstoff-Dynamik (N-Dynamik) wird geringer. Rote Gebiete können somit abgepuffert werden . Er zeigte auf, dass ein No till-Verfahren nicht ohne Totalherbizide auskäme, aber man mittels Planting Green auf eine Herbizidgabe verzichten könne. Eine Einschränkung gibt es jedoch: Planting Green sei für Mais eher ungeeignet, da dieser nicht besonders gut wächst, wenn andere Pflanzen in der Nähe sind.
Großes Interesse ruft auch die die Avatar Baureihe von der Firma HORSCH vor.
Eine HumusKlimaNetz-Fläche mit Beisaaten im Raps regte den Austausch an.
Zum Schluss des Vortragsteils stellte Lucas Pieper, Betriebsleiter der Gut Dummerstorf GmbH, seinen Betrieb vor. Die Gut Dummerstorf GmbH ist dem Landwirtschaftsministerium Mecklenburg-Vorpommern nachgeordnet und trägt zur Weiterentwicklung einer modernen und nachhaltigen Landwirtschaft bei. Der Betrieb ist ein wichtiger Partner bei der landwirtschaftlichen Forschung und Lehre und bewirtschaftet eine Gesamtfläche von 1.027 Hektar, davon 813 Hektar Ackerland und 214 Hektar Grünland. Die Gut Dummerstorf GmbH baut im Rahmen des HumusKlimaNetz auf einer Fläche Beisaaten im Raps an. Weiterhin testet der Betrieb die praktische Umsetzung des Planting Green-Verfahrens. Für Lucas Pieper bietet das Planting Green-Verfahren eine Möglichkeit, die Raps-Weizen-Gerste-Fruchtfolge beizubehalten, die für viele Ackerbaubetriebe im Nordosten immer noch die wirtschaftlichste Fruchtfolge darstellt. Aber nicht nur der ökonomische Punkt von deckungsbeitragsstarken Fruchtfolgen ist ihm wichtig, sondern auch die ökologischen Vorteile, die das Planting Green-Verfahren mit sich bringt, wie die Nährstoffkonservierung und die Mehrung des Gehaltes an Bodenhumus. Lucas Pieper hofft auf weiteren Erfahrungsaustausch auch im HumusKlimaNetz: „Wie gehen wir mit dem Ausfallraps um? Für dieses Problem haben wir noch keine Lösung gefunden.“
Nach einer kurzen Pause ging es noch zu den zwei Maßnahmenflächen der Gut Dummerstorf GmbH; auf einer wird eine Beisaat im Raps von der DSV (Serradella, Öllein, Alexandrinerklee, Perserklee, Ramtillkraut, Bitterlupine) getestet und auf der anderen das Planting Green-Verfahren mit der Zwischenfruchtmischung mit Ramtillkraut, Phacelia, Rauhafer, Sonnenblumen und Öllein. Leider regnete es an dem Tag sehr stark, so dass eine geplante Maschinenvorführung zur Direktsaat ausfallen musste. Stattdessen erläuterte Hannes Rohde, MIHG, die Funktionen und Leistungen der HORSCH Avatar 6.16 den Teilnehmenden am Feld.
Ausgrund von starkem Regen am Vortag fiel die Maschienenvorführung zur Direktsaat leider aus.
Auch die Fläche mit Beisaat im Raps wurde als Maßnahme im HumusKlimaNetz eingebracht.