Am 6. Oktober 2025 folgte Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer einer Einladung des HumusKlimaNetz zu einem gemeinsamen Feldbesuch auf dem Demonstrationsbetrieb Agrargenossenschaft Groß Machnow eG in Brandenburg und erhielt Einblicke zur Bedeutung des Projektes für die Landwirtschaft und den Klimaschutz.
Herausforderungen und Chancen
Zum Auftakt des gemeinsamen Feldtages begrüßte die Gastgeberin Lilian Guzmán Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Groß Machnow eG, die Anwesenden mit einem persönlichen Einblick in die Herausforderungen ihres Betriebs: „Wir wirtschaften auf sehr armen, sandigen Böden. Dies macht Maßnahmen zum Humuserhalt und -aufbau notwendig, um zum Beispiel die Wasserhaltekapazität zu verbessern“, so Guzmán Pfeiffer. „Zudem müssen die Maßnahmen auch in das Betriebsportfolio passen“, ergänzte sie.
Klimaschutz, Klimaanpassung, Bodenfruchtbarkeit und Ernährungssicherung – diese zentralen Zukunftsthemen standen im Mittelpunkt der einführenden Worte der Projektpartner Tina Andres (BÖLW), Joachim Rukwied (DBV) und Prof. Dr. Birgit Kleinschmit (Thünen-Institut). Humuserhalt und -aufbau in Ackerböden sind entscheidende Hebel für eine nachhaltige Landwirtschaft und resilientere Agrarsysteme. Alle Beteiligten waren sich einig: Der Aufbau von Humus braucht Zeit. Doch das Engagement und die Innovationskraft der teilnehmenden Betriebe bilden das Fundament des HumusKlimaNetz.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer würdigte in seinem Statement die enge Zusammenarbeit der Projektakteure und das gemeinsame Ziel, Böden langfristig zu stärken. Mit einem klaren politischen Signal: Die Bundesregierung plant, die Förderung von Humusmaßnahmen deutlich auszuweiten und so in die Zukunft zu investieren.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer während seines Statements
Lilian Guzmán Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende der Agrargenossenschaft Groß Machnow eG, gibt einen Einblick in das Betriebsleben
“Die Umsetzung humusmehrender Maßnahmen ist ein wichtiger Bestandteil einer breiteren Strategie hin zu einer klimafreundlicheren, nachhaltigen Landwirtschaft”, so Tina Andres, Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW)
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), lobt das Engagement und die Innovationsbereitschaft der teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirte im Projekt und betont: „Humusaufbau in Böden ist ein wesentlicher Schlüssel für Klimaschutz und Klimaanpassung – Bodenfruchtbarkeit ein Fundament für die Ernährungssicherung.”
Prof. Dr. Birgit Kleinschmit, Präsidentin des Thünen-Instituts, ging auf die Bedeutung des Projektes für die Wissenschaft ein: „Living Labs und Austauschformate mit der landwirtschaftlichen Praxis sind uns im Thünen-Institut ein Herzensanliegen.”
Politik trifft Praxis: Maßnahmen auf dem Demonstrationsbetrieb
Auf der gemeinsamen Feldbegehung konnte Bundesminister Rainer konkrete Maßnahmen zum Humusaufbau und -erhalt in der Praxis begutachten.
Durchwachsene Silphie
Im Rahmen des HumusKlimaNetz sammelt die Agrargenossenschaft Groß Machnow eG erstmalig Erfahrungen mit der Durchwachsene Silphie als mehrjährige Energiepflanze. Diese wurde 2024 zum einen als Reinsaat, zum anderen mit der Deckfrucht Mais etabliert und diesjährig erstmals in der eigenen Biogasanlage verwertet. Die Durchwachsene Silphie lockert die Fruchtfolge auf und trägt als mehrjährige Feldkultur mit starkem Wurzelwachstum zum Humusaufbau und zur Verbesserung der Bodeneigenschaften bei.
Die Durchwachsene Silphie ist als mehrjährige Energiepflanze eine der Maßnahmen im HumusKlimaNetz
Die Durchwachsene Silphie kann ein größeres Wurzelwerk als einjährige Kulturen bilden und so zum Humusaufbau beitragen
Prof. Axel Don, Thünen-Institut, nahm die Teilnehmenden mit auf die Reise in die Tiefe eines Bodenprofils, das für den Termin angelegt wurde. „Der Boden erzählt eine Geschichte“, beginnt er und erläutert anschaulich die Genese der Brandenburger Sandböden und die Bedeutung von Humus speziell. Er ging dabei konkret auf die Wurzelleistung der Silphie mit Blick auf den Humusaufbau ein und diskutierte mit Bundesminister Rainer und den Projektbeteiligten die Besonderheiten an der Profilwand.
Prof. Dr. Axel Don diskutiert mit Bundesminister Rainer und den Projektspitzen über die Besonderheiten von humusaufbauenden Maßnahmen in sandigen Böden
Partielle Krumenvertiefung
Zum Abschluss stellten Marisa Gerriets und Marc Wehrhan, Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), das Verfahren der partiellen Krumenvertiefung vor. Durch eine teilweise Vermischung von (humusreichem) Oberboden und (humusarmen) Unterboden kann in der Summe der Humusgehalt auf der Fläche erhöht werden. Auf einer Demofläche wird im HumusKlimaNetz erprobt, inwiefern das Verfahren mit dem Carbon farming-Pflug für den Standort positive pflanzenbauliche Effekte mit sich bringt. Dazu können ein verstärktes Wurzelwachstum in die gelockerten Humus-angereicherten Bereiche des Unterbodens, eine bessere Versickerung von Niederschlägen und höhere Gehalte organischer Substanz zählen.
Marisa Gerriets zeigt anschaulich erste Ergebnisse der partiellen Krumenvertiefung
Die Teilnehmenden konnten vor Ort einen Eindruck vom Carbon-Farming-Pflug gewinnen
Abschließender Austausch zwischen Forschung, Praxis und Politik
Zum Abschluss des gemeinsamen Feldtages hatten die Teilnehmenden noch einmal Gelegenheit, bei einem Imbiss, der durch die Produkte der Agrargenossenschaft ergänzt wurde, gemeinsam das Gesehene zu diskutieren. Und es wird klar: Pauschalrezepte für den Erhalt und Aufbau von Humus gibt es nicht. Maßnahmen müssen standortangepasst sein und zum Betrieb passen.
Prof. Axel Don (Thünen-Institut),Tina Andres (BÖLW), Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer, Joachim Rukwied (DBV), Prof. Dr. Birgit Kleinschmit (Thünen-Institut) und Lilian Guzmán Pfeiffer (v.l.n.r.) im Bodenprofil
